Cannes Goldene Palme geht überraschend an "Elephant"

Beim Film-Festival in Cannes hat das Highschool-Drama "Elephant" von Gus Van Sant sensationell die Goldene Palme gewonnen. Lars von Triers favorisierter Beitrag "Dogville" mit Nicole Kidman ging leer aus.

Der Film «Elephant» des amerikanischen Regisseurs Gus Van Sant hat am Sonntagabend überraschend die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele in Cannes erhalten. Für das eindringlich stille Drama «Uzak» erhielt der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan den Großen Preis der Jury. Der zu den Favoriten gehörende Däne Lars von Trier, Gewinner der Goldenen Palme 2000 mit «Dancer In The Dark», ging mit seinem anspruchsvollen Konzeptfilm «Dogville» und dem Superstar Nicole Kidman allerdings leer aus.

Ein Film mit jugendlichen Laien-Darstellern

Der 50-jährige Gus Van Sant, der zuvor schon mit anderen Jugendgeschichten wie «My Own Private Idaho» oder «Good Will Hunting» überzeugen konnte, nahm auch den Preis für die beste Regie entgegen. «Elephant» versucht ganz unspektakulär, die Bedingungen zu untersuchen, die zu Gewalt und einem Massaker an einer amerikanischen High-School führen können. Der Film ist in einem zurückhaltenden realistischen Stil mit jugendlichen Laien-Darstellern gedreht. Er beobachtet vor allem die Stimmung an der Schule und die Rollen verschiedener Schülertypen genau.

Im Anschluss an die Preisverleihung betonte Gus Van Sant: «Mein Film ist nicht anti-amerikanisch. Ich kritisiere nicht das Leben in den USA, ich lebe praktisch das ganze Jahr dort. Noch einmal: Mein Film ist kein Angriff auf die USA, sondern eine Reflexion über die Gewalt an den Schulen.»

Drehbuchpreis für Denys Arcand

Der Kanadier Denys Arcand freute sich über den Drehbuchpreis für seinen Film «Les invasions barbares» (Die barbarischen Invasionen), in dem vor allem die geschliffenen und gesellschaftskritischen Dialoge überzeigten.

Darstellerpreis für Muzaffer Özdemir

Der Darstellerpreis ging an Muzaffer Özdemir und den im vergangenen Jahr gestorbenen Mehmet Emin Toprak, die in «Uzak» auftreten. Als beste Schauspielerin wurde die Kanadierin Marie-Josée Croze («Les invasions barbares») ausgezeichnet. Insgesamt standen 20 Filme im Wettbewerb der Festivals an der französischen Riviera.

Die erst 23 Jahre alte Iranierin Samira Mahkmalbaf erhielt für das in Afghanistan gedrehte Werk «At Five In The Afternoon» den Preis der Jury und den schon zuvor zuerkannte Preis der ökumenischen Jury. Die Camera d’Or (Goldene Kamera) für den besten Debütfilm bekam der Däne Christoffer Boe, dessen Film «Reconstruction» in der Nebenreihe Semaine de la critique gelaufen war. Als bester Kurzfilm wurde «Cracker Bag» von Glendyn Ivin aus Australien ausgezeichnet.

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