FILM Will Smith als Herr der Box-Ringe

Der Box-Weltmeister aller Klassen kehrt zurück: Start des Kinofilms »Ali« mit Will Smith in der Hauptrolle. »Die Rolle war hart, aber ein Geschenk«, so der Men in Black-Star.

Grandiose Ringszenen und ein spannendes Zeitgemälde: Ali startet in den Deutschen Kinos. Der Film ist eine Hommage an die Boxlegende Muhammad Ali.

Spannendes Zeitportrait

Es gab Anlass genug zur Befürchtung, diese Kinobiografie des mehrmaligen Weltmeisters aller Klassen könnte zur sportlichen Heldenverklärung, zum privaten Enthüllungsmelodram oder gar zur ungenießbaren Mischung aus beidem missraten. Doch Regisseur Michael Mann, seine Drehbuchautoren sowie Will Smith in der Titelrolle haben einen Film abgeliefert, der nicht nur eine sehr differenzierte Studie Muhammad Alis zwischen 1964 und 1974, sondern auch ein spannendes Zeitgemälde jener Jahre zeichnet.

Großes Kino

107 Millionen Dollar hat die Hollywood-Produktion gekostet, 156 Minuten lang ist die Kinofassung geworden. In den USA keineswegs ein kommerzieller Erfolg, ist »Ali« doch ein Film mit bemerkenswerten Qualitäten geworden: Die sehr exakt den Originalkämpfen nachgestellten Kampfszenen im Boxring gehören zum Besten, was je in dieser Art auf der Leinwand zu sehen war. Und Will Smith, bislang eher als schlagfertiger Spaßvogel aus den »Men in Black«-Kassenhits bekannt, steigert sich in eine darstellerische Leistung, die größten Respekt abnötigt.

Smith im Ring

Hollywood-Star Will Smith musste bei den Vorbereitungen für seine Rolle als Boxlegende Muhammad Ali eine ganze Menge einstecken. »Bei den Trainingskämpfen habe ich ganz schön was abbekommen«, gestand der 33-Jährige in einem Interview der Münchner »tz«. »Aber ich habe auch gelernt auszuteilen«, sagte der Schauspieler.

Brillianz der Boxlegende

Deutlich schwerer sei es ihm jedoch gefallen, sich in das Denken und Fühlen der Boxlegende hinzuversetzen, erzählte Smith. »Immer wieder habe ich, als ich mir die Filme seiner Auftritte angeschaut habe, gezweifelt und gedacht: das schaffst du nie, diese Ausstrahlung, diese Brillanz«, so der Filmstar. »Manche dieser Bänder waren fast wie Lehrfilme für Schauspielschüler.« Dass Ali mit seiner Darstellung zufrieden gewesen sei, erfülle ihn mit Stolz, erklärte Smith. »Die Rolle war hart, aber so ein Geschenk bekommt man als Schauspieler nie wieder.«

Lebensgeschichte Alis

Der Film zeigt zu Beginn, wie der jugendliche Olympiasieger von Rom 1960 den gefürchteten Schläger Sonny Liston im Februar 1964 besiegte und damit Weltmeister wurde. Das war eine Überraschung, die viele dem so provokant als Prahlhans auftretenden Jüngling aus Louisville in Kentucky nicht zugetraut hatten. Aber es war ein regelrechter Schock, als der gut aussehende Schwarze am Tag danach seinen Übertritt zum Islam bekannt machte. Aus dem Sklaven-Nachkömmling Cassius Clay war der Champion Muhammad Ali geworden, dessen neuer Namen übersetzt »der Lobpreisung würdig« bedeutet.

Mehr als nur ein Boxer

Wer den Boxsport liebte, der konnte den so leichtfüßig um seine Gegner tänzelnden, ihren Schlägen fast immer mit phänomenalen Reaktionen ausweichenden Ali gar nicht genug lobpreisen. »I Am The Greatest« rief und sang dieser attraktivste Faustkämpfer aller Zeiten, dem Publikum gefiel das, zumal das notorische Großmaul von Sieg zu Sieg eilte. Dass aber noch mehr in ihm steckte, bewies Ali 1967 auf der Höhe seines Ruhms und Könnens: Er verweigerte aus Gewissensgründen den Armeedienst und nahm sogar die Verurteilung zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe auf sich.

Nach Rückschlägen wider top

Diese blieb ihm erspart, nicht aber eine jahrelange Zwangspause als Boxer. 1971 unterlag er beim Comeback zwar nach blutiger Schlacht gegen Joe Frazier. Doch Ali holte sich den Titel zurück, gekrönt von dem »Jahrhundert-Kampf« gegen den hohen Favoriten George Foreman in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Die Ereignisse dort gehören zu den Höhepunkten des Films. Ob die privaten Turbulenzen mit drei Ehen in diesen zehn Jahren richtig nachgezeichnet werden, kann schlecht beurteilt werden. Etwas oberflächlich bleiben diese Szenen aber schon.

Starke Darstellung von Smith

Das Gerangel zwischen schwarzen Radikalen um die Gunst des weltberühmten Sportlers wird allerdings gut sichtbar. Der in jeder Weise so schlagfertige Mann erscheint in dieser Beziehung eher als ein Getriebener. Hauptdarsteller Smith hat seine besten Szenen, wenn er stumm diese inneren Konflikte Alis widerzuspiegeln versteht. Es mag sein, dass Michael Manns Film kritikwürdige Seiten Alis zu sehr ausblendet. Aber der seit Jahren schwer an der Parkinson-Krankheit leidende Boxer ist bereits zu Lebzeiten eine Legende, die nicht ohne Not beschädigt werden muss. Der Preis für den Ruhm ist für Muhammad Ali ohnehin hoch genug gewesen.

PRODUKTE & TIPPS