Manchmal lassen Nebenrollen Schauspieler besonders zur Geltung kommen. Dies gelingt jetzt Hollywood-Superstar Julia Roberts in "Zurück im Sommer". Sie spielt nur wenige Szenen und bietet dabei doch eine ihrer bisher besten Darstellungen. Vor allem sie macht die sympathische Film-Elegie zum Ereignis.
Das Drehbuch geschrieben und inszeniert hat der Spielfilm-Debütant Dennis Lee. 2003 hatte er für seinen Kurzfilm "Jesus Henry Christ" einen Studenten-"Oscar" gewonnen. Mit "Zurück im Sommer" präsentiert er nun ein melancholisches Familienporträt in zartem Pastell.
Alte Familienkonflikte brechen wieder auf
Erzählt wird vom Schriftsteller Michael (Ryan Reynolds). Der kehrt nach langer Zeit in der Ferne erstmals wieder in das Haus seiner Kindheit zurück. Durch den Unfalltod der Mutter (Julia Roberts) brechen alte Konflikte erneut auf. Mit dem noch unveröffentlichten Schlüsselroman "Fireflies in the Garden" (Glühwürmchen im Garten), so auch der Originaltitel des Films, will sich Michael gegen den engstirnigen Vater (Willem Dafoe) zur Wehr setzen. Doch kann Rache oder Hass fehlende Liebe wirklich ersetzen?
Diese zentrale Frage des Films wird nicht akademisch, sondern sehr emotionsgeladen gestellt und überaus vorsichtig beantwortet. Autor und Regisseur Dennis Lee hütet sich vor vorschnellen Lebensrezepten. Damit kommt er auf leichte, dem Kino entsprechende Art nahe an die Kunst bedeutender Dramatiker wie etwa Anton P. Tschechow heran. "Zurück im Sommer" wird somit zu einem Hochgenuss für ein erwachsenes Publikum, das mehr sucht als Action und Fun.
Roberts ist der Star des Films
Obwohl nur wenige Male zu sehen, ist die von Julia Roberts mit wenig Aufwand gespielte Mutter unzweifelhaft die Zentralfigur - und die Schauspielerin damit der Star des Films. Julia Roberts kann hier zeigen, wie sie seit ihren Anfängen als "Pretty Woman" gereift ist und über welch breitgefächerte darstellerische Möglichkeiten sie verfügt. Es ist eine Lust, zu sehen, wie sie die Frau in verschiedenen Altersphasen fern jeder Eitelkeit pointiert als komplizierten Charakter mit vielen Ecken und Kanten porträtiert.
Daneben hat das einstige Model Carrie-Ann Moss als Michaels selbstbewusste und sich ihrer erotischen Ausstrahlung überaus sichere Ex-Frau Kelly die schönste Rolle in dem über weite Strecken sehr elegant anmutenden Reigen verwirrter Gefühle. Moss trumpft zudem mit wunderbar kühler Selbstironie auf. Das tut dem Film gut, bewahrt es ihn doch davor, ins Sentimentale abzugleiten.
Die in Deutschland beheimatete Firma Senator, die den Film produziert hat, verschafft sich damit international Renommee. "Zurück im Sommer" ist feines, leises Kino für alle, die eine anspruchsvolle Geschichte und wunderbares Schauspiel zu schätzen wissen.