"Lissi und der wilde Kaiser" Seine Majestät, Bully, der Erste

  • von Sylvie-Sophie Schindler
Eine Melange aus Terminator und Rosamunde Pilcher: Michael "Bully" Herbigs neuer Film "Lissi und der wilde Kaiser" feierte am Donnerstagabend in ganz großem Stil Premiere: Er lud die Prominenz in die Residenz, inklusive Donauwalzer und Kutschenromantik.

Ach, Bully, du bist einfach unschlagbar. Wie sich der beliebte Allrounder am Donnerstagabend bei der Premiere von "Lissi und der wilde Kaiser" in Szene setzte - das hätte sich mal der Bernd Eichinger einfallen lassen sollen. Vor rund einem Jahr feierte der Produzent die Weltpremiere des Tom-Tykwer-Films "Das Parfum". Auch in München. Auch mit mächtig viel rotem Teppich und Stars- und Sternchen-Aufgebot. Weiße Rosenblüten regneten vom Himmel, die Prominenten stiegen aus Schicki-Micki-Limousinen, ansonsten aber herrschte bedrückende Hinterhof-Tristesse, Grau in Grau, Müllcontainer standen auf der Straße, auf dem Gehsteig lagen zwischen ausgedrückten Zigarettenstummeln Scherben zerbrochener Bierflaschen. Auch Bully hätte sich sicher in diesem schmutzig-trashigem Charme am Hintereingang von Münchens beliebtesten Premierenkino inszenieren können, doch stattdessen: orangerote Lichter erstrahlten an der imposanten Münchner Residenz, am Eingang zum Herkulessaal postierten sich Cellisten und Violinisten, die ersten Töne des schmeichelnden "Donauwalzers" erklangen, dazu das Geräusch von Pferdehufen auf Kies. Voila, in einem Wiener Fiaker, gezogen von zwei Schimmeln, saß ein strahlender Bully Herbig, riss die Arme auseinander und rief mit piepsender Stimme: "Franz".

Eingefleischte Fans lieben diese Fistel-Stimme: es ist die Stimme von Kaiserin Lissi, bekannt aus den Sketchen der "bullyparade". Mit Franz ist Lissis nonchalanter, oft etwas depperter Ehemann gemeint, üblicherweise gespielt von Christian Tramitz. Die Persiflage auf die legendäre Kaiserin Sissi hat es nun vom Fernsehen auf die Kinoleinwand geschafft. Doch anders als in den Kassenknüllern "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" tritt das kongeniale Duo Herbig-Tramitz bei "Lissi und der wilde Kaiser" nicht persönlich vor die Kamera, sondern leiht 3D-Figuren nur die Stimme. Denn: Bully hat sich erstmals an einen Animationsfilm gewagt.

Irgendwann gingen die Stifte aus

Das mag bei dem einen oder anderen Fan erstmal lange Gesichter geben, aber Bully hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. "Mit zehn Jahren habe ich mich hingesetzt, um einen Animationsfilm zu zeichnen", erzählte er am Premierenabend. "Bis ich feststellte, dass man für eine Sekunde Film 24 Bilder braucht und mir irgendwann die Stifte ausgegangen sind. Deshalb war das Projekt erstmal knapp 30 Jahre auf Eis gelegt." Und dann gab es da noch andere, zwingendere Gründe, warum Bully nicht selbst die Hauptrolle in dem eigenwilligen Remake der Sissi-Streifen - eine Melange aus Terminator und Rosamunde Pilcher- gespielt hat. "Mit fast 40 Jahren kann ich mich doch nicht mehr in dieses enge Sissi-Kostüm zwängen, das zudem noch 25 Kilo schwer ist. Und dann die Perücke! Wie ein Klotz Beton auf dem Kopf! Ein einziger Drehtag mit dem Ding ist bereits die absolute Hölle!", sagte er. "Wie hätte ich da mehrere Wochen durchstehen sollen?"

Kollege Christian Tramitz vermutete, dass Bully auch etwaigen Kussszenen aus dem Wege gehen wollte. "Bereits bei den Sketchen haben wir es vermieden, uns zu nahe zu kommen", verriet er. "Wenn ich Bully aber hätte küssen müssen, gut, dann hätte ich mir gesagt, Augen zu und durch. Nur glaube ich nicht, dass das die Leute wirklich sehen wollen." Ob er damit wohl Recht hat? Ehrlich, ein bisschen weh tut es schon, dass man die eine oder andere Szene "nur" per 3D-Animation zu Gesicht bekommt. Zum Beispiel als Lissi am "Turteltag" in aufreizenden Dessous für ihren Franz tanzt. Wie gern hätte man Bully mit diesen lasziven Bewegungen gesehen! Ob er wohl auch so fesche Beine hat wie sexy Lissi? Premierengast Stefan Raab, der einige Songs zum Film komponierte, im Schlepptau Jungsänger Max Mutzke hatte und Bully bereits kennen lernte, "als es bei uns beiden noch nicht so gut lief und wir bei trocken Brot saßen", plauderte aus: "Man darf den Bully auf keinen Fall auf seine Beine ansprechen. Das ist seine empfindlichste Stelle. Unter uns: Bully hat stachelhaarige Pommes-Beine."

Vom Yeti und weißen Kleidern

Reinhold Messner hingegen war ganz und gar nicht zum Blödeln zumute. Der Extrem-Bergsteiger referierte auf dem roten Teppich über eines seiner Lieblingsthemen, den Yeti. Immer wieder sprach er in die vielen Mikrofone: "Der Yeti ist keine Witzfigur, er ist eine zoologische Tatsache." Dass das fellreiche Schneewesen überhaupt Thema war, liegt natürlich am Film: ein derber Yeti entführt die unbedarfte Lissi aus dem malerischen Schloss Schöngrün. Sprecher des Yeti ist der Schauspieler Waldemar Kobus, der sich, wie er selbst sagt, auch sonst an die Figur des Yeti angenähert hat: "Ich bin groß und dick geworden." Er deutet auf seinen Fünf-Tage-Bart: "Jetzt lasse ich mir noch das Gesicht zuwachsen."

Sky du Mont und Ehefrau Mirja hingegen sahen aus wie immer, wie aus dem Ei gepellt, fast so unwirklich als wären sie Figuren aus einem Animationsfilm. Alexandra Kamp hatte ihr blendend weißes Jäckchen auf ihre blendend weißen Zähne abgestimmt. Paul Breitner, der durchaus mit den Barthaaren von Waldemar Kobus konkurrieren konnte, kam im dezenten Anzug. Regisseur Sönke Wortmann, sonst eher Mister Unscheinbar, fiel mit einer extrem roten Samtjacke auf, und auch Schauspielerin Dana Vavrova kam in knalligem Rot. Fast hätte man die beiden die modemutigsten Gäste nennen können, wäre da nicht ausgerechnet noch Thomas Gottschalk aufgekreuzt, gerade als das Streicherensemble die ersten Takte des Radetzkymarsch spielte. Die Blondlocken fielen auf seine mit einem güldenen Jackett bedeckten Schultern. Er lächelte sein breites Showmaster-Lächeln und winkte in die Menge wie es die Queen nicht besser kann. Ein Auftritt, als wäre Thomas Gottschalk nicht nur Quotenkönig, sondern mindestens König von Bayern. Der Abend gehörte trotzdem ihm: seiner Majestät Bully, dem Ersten.

PRODUKTE & TIPPS