Allein die Anfangs-Sequenz von "La La Land" ist schlicht spektakulär: Mitten im größten Verkehrsstau auf einem Autobahnkreuz in Kalifornien inszenierte der Regisseur Damien Chazelle eine aufwändige Musical-Nummer, die den Zuschauer wie im Rausch mitnimmt. Über hundert Tänzer waren dafür im Einsatz.
So beginnt die Liebesgeschichte zwischen der aufstrebenden Schauspielerin Mia (Emma Stone) und dem leidenschaftlichen Jazz-Musiker Sebastian (Ryan Gosling). "La La Land" gilt als Oscar-Favorit, bei den Golden Globes gewann der Film die Rekord-Summe von sieben Awards. Aber sind die Zeiten von verschwenderischen Musicals nicht längst vorbei? Und warum sind alle ausgerechnet nach dieser Schnulze verrückt?
Hollywood zeigt sich selbst: Gedreht wurde "La La Land" an Original-Schauplätzen
Das liegt zum einen an einer gewissen Selbstverliebtheit: Hollywood sieht sich gerne im Spiegel. Stones Mia erlebt stellvertretend für alle Schauspieler nervenaufreibende Castings und brutale Zurückweisung, muss sich im eigenen Spieltrieb immer wieder neue Motivation suchen, lebt und liebt ihr Künstler-Dasein. "La La Land" zeigt außerdem viel von Hollywoods Heimatstadt Los Angeles: Von der magischen Tanzszene im Planetarium bis hin zur erwähnten Eröffnungsnummer auf dem Freeway - fast alles wurde an Original-Schauplätzen gedreht. Diese werden dank außergewöhnlicher Bild- und Farbkompositionen so romantisch in Szene gesetzt, dass Paris und Rom neidisch werden.
Trotzdem wirkt "La La Land" oft surreal, die Bilder erinnern an die großen Studio-Filme der 40er und 50er Jahre mit Leinwand-Helden wie Gene Kelly oder Judy Garland. Es ist diese Nostalgie, die vielleicht gerade jetzt einen Nerv trifft, wo sich die Menschen nach vermeintlich idyllischeren Zeiten zurücksehnen. Regisseur Damien Chazelle hat Jahre gebraucht, um "La La Land" zu finanzieren, bekam erst durch den Oscar-Erfolg seines Schlagzeug-Films "Whiplash" das nötige Geld zusammen. Jetzt erwischte er zusätzlich das richtige Timing.
Wenn Ryan Gosling tanzt, wird es nicht peinlich
Und dann ist da noch Ryan Gosling. Der Kanadier hat es in den vergangenen Jahren geschafft, sich vom Disney-Kinderstar zum absoluten Hollywood-Liebling hochzuarbeiten. Eva Mendes liebt ihn. Das Internet liebt ihn. Die Kamera liebt ihn. Wenn Gosling zum Stepptanz ruft, dann ist das nicht peinlich, sondern cool.
Das alles und der Preisregen werden dafür sorgen, dass "La La Land" auch in Deutschland ab Donnerstag zahlreiche Zuschauer anlockt. Die meisten werden mit einem Ohrwurm im Kopf ("City of Stars") und dem tanzenden Gosling vor Augen aus den Kinos kommen. Und genauso verzückt schwärmen, wie die Golden-Globes-Jury. Also tanz, Gosling, tanz - dann klappt es auch mit dem Oscar.
