Beck, ist das nicht ein seltsamer Name?
Mein Großvater wollte, dass ich Cosmo heiße. Meine Mutter entschied sich dann für Bek, ohne "c". Sie begeisterte sich für Experimente jeglicher Art.
Ihre Mutter, Bibbe Hansen, war Teil der "Factory" um Andy Warhol, Ihr Vater Straßenmusiker. Kämpft man noch gegen irgendetwas an, wenn man in derart alternativen Verhältnissen aufwächst?
Gegen den Hunger. Dass meine Eltern künstlerische Ambitionen hatten, heißt nicht, dass Geld auf ihrem Konto war. Ich glaube sogar, dass sie jahrelang gar kein Konto hatten.
Sie legten früh einen großen Ehrgeiz an den Tag – im Jahr des Überraschungshits "Loser" veröffentlichten Sie gleich drei Alben. Hat das auch etwas mit dem Herauskommenwollen aus den Lebensumständen zu tun, über die Sie gerade sprachen?
Ja, aber mit der Faulheit der "Generation X" konnten Sie mich schon immer jagen. Es wäre einfach gewesen, noch einen Song wie "Loser" zu veröffentlichen. Ich hatte zum Glück das Selbstbewusstsein, etwas anderes zu machen.
Woher kam dieses Selbstbewusstsein?
Bestimmt ist mir mein Großvater Al Hansen ein frühes Vorbild gewesen. Er ist ein berühmter bildender Künstler, warf Klaviere von Häusern. Der Mann ist eben ein Ass. Außerdem brachte er mir das Reimen bei, da muss ich ebenfalls fünf Jahre alt gewesen sein. Ich wusste nicht, was ein Reim ist. Er erklärte es mir. Dann sagte ich: "Ich habe einen Reim: Put On Your Pants/And Do The Hotdog Dance!" Dann kaufte er mir ein Buch, in das ich alle Reime hineinschreibe, die mir seither eingefallen sind. Ich führe es immer bei mir, auch jetzt.
Als Sie vor zwei Jahren "Sea Change" veröffentlichten, das einen privaten und zugleich pessimistischen Eindruck macht, hieß es: Beck zeigt sein wahres Gesicht, seine Seele. Die Single auf Ihrem neuen Album "Guero" kommt viel wütender, aggressiver daher. Hat sich Ihre Stimmung gewandelt?
Die Leute sagen: Sein Album zeigt eine Seele, wenn es pessimistisch ist. Klingt Musik verspielt, trägt der Musiker eine Maske. Diese Gleichung geht doch nur auf, wenn die Leute, die so denken, selbst in einer tieftraurigen Grundstimmung leben. Aber es könnte ja auch sein, dass ich meine Abgründe so empfinde wie ein leicht derangierter Clown, dass das Spiel mein wahrer Charakter ist. Da meine Kritiker traurige Menschen sind, ist ihnen der Zugang zu dieser Einsicht verwehrt. Mein Album "Sea Change" mit seinem Seelenstriptease war ein Kunstprodukt, genauso wie die Psychedelik auf "Odelay" und die Breitwandgitarren auf dem neuen Album. Erfunden. Ein Spiel. Die Menschen müssen viel mehr spielen. Sonst werden sie zu Zombies. Für mich kam es einer Erlösung gleich, aus Amerika auszubrechen. Ich zog nach Paris, als ich 19 Jahre alt war. Da hatte ich schon ein paar Jahre ohne festen Wohnsitz in den Staaten verbracht, also war es nicht gerade eine ungewohnte Vorstellung, auch in Europa auf der Straße zu leben.
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Sie scheinen stark von Ihrer Vergangenheit beeinflusst zu sein, von Ihrer Reise nach Europa wie auch von Ihrer Familie. Was davon wollen Sie an Ihren Sohn weitergeben?
Er ist der lustigste Typ, den ich je getroffen habe. Er singt bereits. Und er hört mir zu, wenn ich für ihn singe. Er haut mit den Händen auf den Tisch, wenn er Musik hört.
Wie heißt er eigentlich?
Cosmo. Bestimmt wird er mal ein guter Pianist.
Das vollständige Interview ist in der aktuellen Ausgabe von NEON nachzulesen, dem jungen Magazin vom stern