Es ist die Geschichte einer Freundschaft, die auch über den Tod hinaus andauert. Hannah Pick-Goslar sagt bis heute, dass Anne Frank ihre beste Freundin ist. Auch wenn sie sich schon fast 77 Jahre lang nicht mehr sehen oder sprechen konnten. Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Anne Frank: Ihr Leben im Jahr 1942
Der Film vom niederländischen Regisseur Ben Sombogaart erzählt nun die Geschichte dieser Freundschaft. „Aus dramaturgischen Gründen wurden Teile gekürzt oder adaptiert“, heißt es direkt am Anfang. Doch auch das schadet der Glaubwürdigkeit und Eindringlichkeit der Geschichte nicht. Sie beginnt in Amsterdam in der Prinsengracht im Jahr 1942. Anne (Aiko Beemsterboer) und Hannah (Josephine Arendsen) sind Teenager, unterhalten sich über Jungs und Zungenküsse.
Gleichzeitig müssen sie einen gut sichtbaren, aufgenähten Stern mit der Aufschrift „Jude“ an ihren Sachen tragen. In einer Szene geht ein Mann an ihnen vorbei und sagt laut: „Hier stinkt es“ und meint die beiden Mädchen. Immer wieder werden Nachbarn und Bekannte deportiert. Trotzdem versuchen die beiden, soweit es ihnen möglich ist, normal zu leben. Sie gehen sogar trotz Verboten heimlich ins Kino.

Später hat sich Anne Frank ihren BH mit Socken ausgestopft und sagt „Ich würde so gern mal echte fühlen.“ Dann wieder zeigt sie der eher konservativ aufgewachsenen Hannah ein Biologiebuch und sagt: „So sieht eine Frau von innen aus.“ Als Anne mit dem Thema nicht lockerlässt, beschimpft Hannah sie und rennt weg. Danach sehen sie sich nur noch einmal wieder. Nämlich im KZ Bergen-Belsen. Annes Familie täuscht eine Flucht in die Schweiz vor, obwohl sie sich im Hinterhaus verstecken. Hannah fühlt sich im Stich gelassen, so wurde ihr doch versprochen, dass sie mitreisen darf. Auch stirbt Hannahs Mutter bei der Geburt des dritten Kindes. Danach folgt die Deportation nach Bergen-Belsen.
Dort trifft sie 1945 die todkranke Anne wieder, die in einem anderen Teil des Lagers untergebracht ist und Hunger leidet. Durch eine Mauer getrennt, können sie miteinander sprechen. Hannah versucht, ihr und ihrer Schwester Margot etwas zu essen zu besorgen. Nebenbei muss sie sich um ihre kleine Schwester Gabi kümmern. Die beiden werden schließlich die einzigen Überlebenden ihrer Familie sein. Berührend ist auch eine Szene, in der Hannah mit Gabi durch das Konzentrationslager läuft und so tut, als würden sie einkaufen gehen: Da drüben gibt es Lollis und riechst du das Brot?, sagt Hannah dabei.

In diesen Details zeigt sich die Grausamkeit von damals. Insgesamt wurden mehr als sechs Millionen Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Die Geschichten dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Der Film leistet einen wichtigen Beitrag dazu und ist auch für jüngere Zuschauer geeignet. Gerade in einer Zeit, in der Stolpersteine absichtlich beschädigt werden, Impfgegner mit Judensternen demonstrieren und Jüdinnen und Juden im Alltag wieder vermehrt Antisemitismus ausgesetzt sind.