Hubertus Siegert hat den radikalen Umbau der deutschen Hauptstadt von 1996 bis 1999 verfolgt. Herausgekommen ist das Bild einer Innenstadt im Umbruch, bei der kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Bauherren, Politiker, Architekten und Beamte treibt die Frage um, wie kann man den Städtebau der Moderne mit der Geschichte vernetzten, wie die historische Chance nutzen, Berlin ein neues Gesicht zu geben? Soll man das von der DDR-Regierung 1950 gesprengte Berliner Stadtschloss wieder historisch genau aufbauen, den massigen Palast der Republik am Schlossplatz ersatzlos entfernen?
Treppenhäuser und Hinterhöfe
»Keinen Sentimentalitäten nachgehen«, so das Verdikt eines Architekten. Wohltuenderweise wird auf Interviews oder Statements verzichtet, stattdessen konzentriert man sich auf beiläufige Gesprächsfragmente, Körpersprache und Physiognomie von Menschen bei der Arbeit. Die Kamera (Ralf K. Dobrick, Thomas Plenert) fährt in heruntergekommene Hinterhöfe, Treppenhäuser mit bröckelndem Putz, über Häusertrümmer und Häuserfronten, leere städtische Räume - Zeichen menschlicher Unbehaustheit.
Städtebau ohne Konzept
Es scheint fast unmöglich, die während und nach dem Krieg zerstörte Stadtstruktur wieder harmonisch zusammenzufügen, im Westen wie im Osten klaffen Bausünden aus den 60er Jahren wie offene Wunden. Ein richtiges Konzept scheint zu fehlen, auch wenn Politiker »intelligenten Städtebau« fordern. Auffallend bei den Verantwortlichen ist das Verdrängen von Geschichte und die Angst vor der Leere, man kleistert die Stadt perspektivlos mit Bauten zu. Die Original-Filmmusik der Einstürzenden Neubauten fungiert als Kommentar. »Berlin Babylon« fängt ein Stück Zeitgeschichte ein.