Lange hat die deutsche Filmbranche geschwiegen: Nach dem grausamen Massaker, das die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober an israelischen Zivilisten verübt hat, gab es zunächst nur vereinzelte Stellungnahmen. Während Zehntausende auf den Straßen ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck brachten, schien es zunächst so, als würden sich ausgerechnet die sonst so meinungsfreudigen Filmschaffenden wegducken.
Das hat die Branche nun mit einer klaren Stellungnahme nachgeholt. In einem offenen Brief positionierten sich mehr als 250 deutschsprachige Filmschaffende "gegen Antisemitismus, Judenhass und Relativierung von Verbrechen". Das wohl nicht zufällig am Jahrestag der Reichspogromnacht veröffentlichte Papier findet klare Worte zu den "Pogromen des 7. Oktober 2023 und die Morde und barbarischen Verbrechen an mindestens 1400 ZivilistInnen".
Die Filmschaffenden grenzen sich ab
Ebenso besorgt wie auf Israel blicken die Unterzeichnenden auch auf die Lage in Deutschland, wo es "zu antisemitischen Angriffen auf jüdische Menschen oder Einrichtungen" gekommen sei. Das ist nicht nur in Richtung des muslimischen Antisemitismus gemeint, der sich derzeit auf den deutschen Straßen Bahn bricht.
Der offene Brief tritt genauso entschieden der Judenfeindlichkeit im akademischen Diskurs und in der Kulturszene entgegen, "wo er sich hinter der Maske angeblich emanzipatorischer Diskurse versteckt oder bewusst vage als 'Antiimperialismus' und 'Antikapitalismus' auftritt", wie es in dem Schreiben heißt. Eine klare Abgrenzung zu dem sogenannten "Palästina-Statement", das Studierende der Berliner Filmhochschule DFFB veröffentlicht haben und in dem "ein Ende der ethnischen Säuberung des palästinensischen Volkes in Gaza und im Westjordanland" gefordert wird.
Unmissverständlich stellen die Filmschaffenden des offenen Briefes im Gegensatz dazu klar: "Wir stehen vorbehaltlos solidarisch an der Seite aller an Leib und Leben bedrohten Jüdinnen und Juden in der Welt." Man trete uneingeschränkt für das von der Uno verbürgte Existenzrecht Israels und das Recht auf Selbstverteidigung ein.
Zu den 50 Erstunterzeichnern gehören unter anderem Schauspielerinnen und Schauspieler wie Meret Becker, Christian Berkel, Andrea Sawatzky und Anna Brüggemann, auch Namen von Regisseuren wie Dominik Graf, Caroline Link und Doris Dörrie finden sich darunter. Weiterer Unterzeichnende sind Iris Berben und ihr Sohn Oliver Berben, Hanns Zischler, Inka Friedrich und Jessica Schwarz.