PREMIERE Romanze mit Grenzen

Natja Brunckhorst, bekannt geworden als »Christiane F.«, hat ihre erste Liebe zum Drehbuch für den Film »Wie Feuer und Flamme« verarbeitet.

Von Bianca Lang

Die erste große Liebe vergisst man nie ? schon gar nicht, wenn sie ungelebt blieb. Natja Brunckhorst jedenfalls hat nichts vergessen: nicht, wie sie mit 16 ? sie hatte gerade als Christiane F. »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« abgedreht ? von West-Berlin zum ersten Mal rüberfuhr, wie sie dort eine Gruppe Ost-Punks traf und sich in einen von ihnen verliebte. Immer wieder besuchte sie ihn, doch als endlich die erste Übernachtung anstand, hatte ihn die Stasi festgenommen. »Damit war unsere Beziehung zu Ende«, erzählt die heute 34-Jährige. »Ich erhielt Einreiseverbot; jeder Kontakt wurde untersagt.«

Ihre Erinnerungen hat Brunckhorst nun zu ihrem ersten Kinodrehbuch verarbeitet, für das sie gleich den Deutschen Filmpreis erhielt. »Wie Feuer und Flamme« heißt die von Connie Walther mit viel Gespür inszenierte Romeo-und-Julia-Story, die gleichzeitig ein Politdrama ist über rebellierende DDR-Punks. Bei einem Besuch in Ost-Berlin 1982 lernt Nele (Anna Bertheau) den Punk Captain (Antonio Wannek) kennen, der mit seiner Clique regimekritische Lieder und Outfits zum Besten gibt. Wie Brunckhorst verliebt sie sich. »In Nele steckt mein Lebensgefühl, aber sie ist mutiger, als ich es war«, sagt die Autorin und Schauspielerin, die ihr Werk »den Menschen widmet, die sich wehren«.

Nele schmuggelt ein Film-Selbstporträt der Punks zum ZDF, eine Dead-Kennedys-Platte zu Captain und überquert in einem Müllcontainer illegal die Grenze, als Captain in Haft sitzt. Den ZDF-Bericht, um den es in »Wie Feuer und Flamme« geht, gab es wirklich, ebenso wie den so genannten Mielke-Befehl gegen Punks. Der authentische Eindruck des Films basiert aber nicht nur auf eineinhalb Jahren Recherche, sondern wird verstärkt durch die Videoästhetik und den Soundtrack aus Neuer Deutscher Welle und Punkrock.

»Jetzt ist ein guter Zeitpunkt zurückzuschauen, die Wunden sind verheilt«, sagt Brunckhorst. 1995 hatte sie ihre ungelebte Liebe wiedergetroffen ? und sich entschlossen, diesen Film zu machen.

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