Talkshow-Legende Johnny Carson ist tot

30 Jahre lang auf Sendung, mit mehr als 20.000 Gästen geplaudert: Johnny Carson war eine Legende des US-Fernsehens. Der Gastgeber der "Tonight Show" ist verstorben.

Der amerikanische Talkmaster Johnny Carson, der 30 Jahre lang die "Tonight Show" moderierte und in deren Verlauf mit mehr als 20.000 Gästen im Studio plauderte, ist 79-jährig gestorben. Sein Heimatsender NBC teilte mit, dass Carson am Sonntagmorgen (Ortszeit) in seiner Villa im kalifornischen Malibu den Folgen eines Lungenemphysems erlag. Er hatte bereits einen Herzinfarkt erlitten und 1999 einen vierfachen Bypass gelegt bekommen.

Carson machte die Late Night Show in den USA populär, Jahrzehnte bevor in Deutschland die erste Talkshow lief. Er war am Ende seiner langen TV-Karriere eine Kultfigur. Carson begann seine berufliche Laufbahn Ende der 40er Jahre bei Regionalsendern im Staat Nebraska.

"Von Herzen eine gute Nacht"

Nach dem Tod seines Sohnes Richard aus einer der vier Ehen gab Carson seine Sendung 1992 an Jay Leno ab und wünschte seinem Publikum "von Herzen eine gute Nacht". Im gleichen Jahr legte Thomas Gottschalk in Deutschland los. Ihm folgten Thomas Koschwitz und bald darauf auch Harald Schmidt. Auf die gesellschaftspolitische Bedeutung der späten TV-Plauderstündchen wies der Hamburger Journalistikprofessor Otfried Jarren einmal hin: "In den US- Talkshows werden Diskussionen entfacht, über die die Leute später reden", sagte Jarren.

In seiner "neuen" Show brachte Carson Vietnam, Watergate oder Frauenaffären von Politikern schonungslos zur Sprache. Seine Souveränität, so urteilte einmal die "New York Times", machte ihn zum "vielleicht prominentesten Kommentator" des Landes. Zu seinen Gästen im Fernsehstudio gehörte Hollywoods Prominenz ebenso wie Sportler und Politiker. Unter seinen Gästen waren auch Deutsche wie der frisch gebackene Wimbledon-Sieger Boris Becker 1985. Für Professor Jeffrey Cole von der Universität von Südkalifornien hatte Carson einen "einzigartigen Einfluss auf das Fernsehen von heute".

Mühelos auf Sendung

Kollegen und Kritiker bewunderten am meisten, wie leicht und scheinbar mühelos Carson auf den Sender ging. Seine Monologe waren frei von der Leber gesprochen und ermunterten seine Gäste, sich langsam zu entspannen. Er selbst hatte noch zehn Jahre nach seinem Ausscheiden bei NBC Albträume, die ihn schweißgebadet aufwachen ließen, weil er das Gefühl hatte, nicht genug vorbereitet zu sein oder zu spät zu kommen.

US-Präsident George W. Bush erklärte, Carsons Witz und Erkenntnisse hätten die Amerikaner zum Lachen und zum Nachdenken gebracht. "Er hatte einen großen Einfluss auf das Leben und die Unterhaltung der Amerikaner." Carsons Nachfolger in der "Tonight Show", Jay Leno, würdigte den Toten mit den Worten: "Kein einziger Mensch hatte so eine große Bedeutung für das Fernsehen wie Johnny."

DPA
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