Darum geht es in Sturm
Eigentlich steht in der sibirischen Stadt Jakutsk der Winter vor der Tür. Unweit des Kältepols gelegen, kennen die Einwohner extreme Wetter. Im Sommer kann es gut 30 Grad warm werden, im Winter durchaus Minus 50 Grad Celsius. Bis Minus 45 Grad müssen die Kinder in die Schule, erst darunter gibt es Kältefrei. Doch an diesem Tag ist alles anders. Unvermittelt schnellt das Thermometer in den zweistelligen Plusbereich - obwohl es doch um diese Jahreszeit schneidend kalt sein sollte. Binnen Stunden schmilzt die Hitzewelle die oberen Schichten des stets gefrorenen Bodens ab. Er verwandelt sich in lockeren Sand - mit fatalen Folgen für die auf ihm gebauten Stadt. Sie versinkt sozusagen.
Ein paar tausend Kilometer westlich zerfetzt ein wie aus dem Nichts kommender Tornado das Olympiastadion in Berlin. Hunderte Fußballfans kommen ums Leben. In Hannover zertrümmert wenig später ein Hagelsturm mit faustgroßen Hagelgeschossen die Innenstadt. Meteorologen können sich die spontanen Wetterkapriolen nicht erklären. Ihr bisher als verlässlich geltendes Instrumentarium zur Vorhersage von Wetterextremen scheint seine Gültigkeit verloren zu haben.
Laura Wagner ahnt nicht, dass ausgerechnet sie die Lösung dieser Fragen bald in der Hosentasche tragen wird. Sie ist Sekretärin in einem mittelständischen Hightech-Unternehmen, dass sich auf die Herstellung von Industrie- und Forschungsgeräten zur extremen Hitzeerzeugung spezialisiert hat. Als sie ihren Chef ermordet in dessen Haus findet, überschlagen sich die Ereignisse. Der Tote hinterließ ihr eine Nachricht auf einem USB-Stick. Offenbar hinterging der Manager seine Firma und Wagner soll nun "den Fehler" heimlich korrigieren. Zusammen mit dem Meteorologen Daniel Bender kommt die junge Frau einem Komplott auf die Spur, bei dem es um die weltweite Manipulation des Wetters geht. Das Wetter als eine militärische Waffe, gegen die es keine Abwehr gibt.

Der Autor
Uwe Laub ist ein Newcomer unter den Autoren von Wissenschafts-Thrillern. "Sturm" ist nach 2013 das zweite Buch des ehemaligen Börsenmaklers. Die Idee sei ihm bei der Lektüre einer US-Studie zu den Möglichkeiten der Wettermanipulation von 1996 gekommen. Bereits im Vietnamkrieg überlegten die USA, wie sich die Regenzeit künstlich verlängern ließe, damit der Hoh-Chi-Minh-Pfad durch Schlammmassen unpassierbar würde. Über diese Dschungelstraße lief der gesamte Nachschub für den Vietcong. Wettermanipulation so der in München lebende Autor, ist heute ein ganz normales Geschäft. In China greift die sogenannte Wetteränderungsbehörde fast täglich in das Wetter ein. So sorgte sie 2008 etwa für schönsten Sonnenschein bei den Olympischen Spielen. Er habe die heute gängigen Methoden sowie die theoretischen Grundlagen für seinen Roman lediglich weiterdenken müssen, so Laub. So etwa die Überlegungen, die Ionosphäre oder gar den Jetstream künstlich zu manipulieren und damit das Wetter in ganzen Regionen zu beeinflussen.
Für wen lohnt das Buch?
"Sturm" ist ein actionlastiger Ökothriller. Wobei das Ökologische deutlich hinter der Action zurücksteht. Wer „Sturm“ gehört hat, versteht auf jeden Fall den Wetterbericht besser und kann etwas mit Hoch- und Tiefdruckgebieten, Blocking-Situationen, Strömungen und Isobaren anfangen. “Sturm” ist der perfekte Urlaubsbegleiter für Thrillerfans. Da das Hörbuch häufig Bezug zu realen Ereignissen und aktueller Forschung nimmt, gewährt es dem Hörer durchaus einige "Aha"-Erkenntnisse.
Was stört?
Der Stil von Uwe Laub ist lebendig, die szenische Darstellung der Umweltkatastrophen packend. Doch insgesamt fehlt dem Plot die Raffinesse und den meisten Charakteren Tiefgang. Zu häufig greift Laub zu abgedroschenen Stereotypen wie dem ungewaschenen, Cola saufenden Computernerd, dem selbstverständlich sämtliche soziale Kompetenz fehlt. Auch die Motivation des Bösewichts bleibt schemenhaft und er erinnert am Ende eher an seine fantastischen "Berufskollegen" aus James-Bond. Der Bogen vom wissenschaftlichen Anspruch auf der einen und der platten Action auf der anderen Seite ist vor allem gegen Ende deutlich überspannt. Dennoch ist "Sturm" hörenswert und Uwe Laub ein Name, den sich Thrillerfans merken sollten.
Wer spricht?
Dank Stefan Kaminiski klingt das Hörbuch fast ein Hörspiel. Er verleiht jedem der Protagonisten eine eigene unverwechselbare Stimme und wechselt souverän zwischen ihnen. Selbst Kinderstimmen und die der weiblichen Hauptdarstellerin Laura meistert Kaminiski ohne jemals aufgesetzt zu wirken. Den gebürtigen Dresdner dürften viele Bundesdeutsche kennen ohne, dass sie es ahnen: Er ist die deutsche Synchronstimme von Kermit, dem Frosch.