A Guy Called Gerald Düstere Klänge statt Breakbeats

Seit den 80ern Jahren beschäftigt sich A Guy Called Gerald mit elektronischer Musik. Auf seinem neuen Album verzichtet er auf Breakbeats und bietet seine persönliche Spielart von "intelligentem" Techno.

Gerald Simpson ist eine Institution. Der Mann aus Manchester mischte schon bei den Techno-Innovatoren 808 State mit, wurde allerdings erst später für seinen Beitrag zu deren ersten Chart-Erfolgen gewürdigt. Mit "Voodoo Ray" folgte der erste eigene Hit, in der Jungle-Ära der Neunziger wurde A Guy Called Gerald zur festen Größe. Ratternde Breakbeats und erhabene Melodien vor postindustriellen Soundscapes konnten seine jamaikanischen Roots jedoch nie ganz verdecken. "Black Secret Technology" hieß das bahnbrechende Album dazu.

Über vier Jahre nach "Essence", seinem exzellenten Einstand beim Berliner !K7 Label, meldet sich ein komplett runderneuerter Gerald Simpson zurück: Die Jungle Beats hat er in Manchester gelassen, seine dunklen Sphärensounds sind mit ihm nach Berlin gezogen. Der Opener "American Cars" verweist gleich auf die Musik, die gemeinhin mit der Autostadt Detroit assoziiert wird, und die in den Mittelpunkt des AGCG-Kosmos gerückt ist: Techno. Simpsons Spielart hätte man vor 10 Jahren "Intelligent Techno" genannt. Sie ist eher zum Anhören als zum Ausrasten geeignet, hat mit einlullenden Ambient Grooves trotzdem wenig gemein.

Zwei Titel mit Gesang

"Das Lied schläft in der Maschine" texteten einst die Berliner Einstürzenden Neubauten, und der Neuberliner ist gekommen, es zu wecken. Dabei helfen ihm die Spoken-Word Artistin Ursula Rucker, mit ihrem apokalyptischen Text zu "Millenium Sanhedrin", aber auch der urbane Dub-Poet Finley Quaye mit seinen Vocals zu "Strangest Changes". Das waren dann auch schon die beiden Stücke mit Gesang, die restlichen acht Tracks bilden eine Art individualisierte (und instrumentale) Werkschau der elektronischen Musik in den vergangenen zwei Dekaden. Einer der gelungensten dieser Retro-Momente ist "First Try", ein Techno-Groove erster Güte, den selbst Großmeister wie Juan Atkins oder Derrick May nicht besser hingekriegt hätten. Fazit: "To All Things What They Need" bietet viele spannende Hörerlebnisse, doch etwas mehr Leichtigkeit hätte dem Ganzen gut getan.

Christian Arndt/AP

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