Bei dem Täter des tödlichen Anschlags an einer Synagoge in Manchester handelt es sich Polizeiangaben zufolge um einen 35-jährigen britischen Staatsbürger mit syrischen Wurzeln. Bei dem Angriff kamen zwei Menschen ums Leben, vier Menschen wurden verletzt. Zunächst war von drei Verletzten die Rede. Die beiden Todesopfer gehörten zur jüdischen Gemeinde. Das bestätigte der Polizeipräsident in der Stadt im Nordwesten Englands, Stephen Watson, bei einer Pressekonferenz am Nachmittag.
Auch der mutmaßliche Angreifer ist tot. Er wurde wenige Minuten nach dem Anschlag von Polizisten erschossen. Die Ermittler gehen inzwischen von einer Terrortat aus. Das teilte ein Sprecher der Polizei in London mit. Weiter erklärte die Polizei am Donnerstag, drei Verdächtige seien festgenommen worden. "Wir können bestätigen, dass derzeit drei Verdächtige in Gewahrsam sind, die wegen des Verdachts der Begehung, Vorbereitung und Anstiftung zu terroristischen Handlungen festgenommen wurden", hieß es in einer Erklärung.
Bei den Verdächtigen handele es sich um zwei Männer im Alter von etwa 30 Jahren und eine Frau im Alter von etwa 60 Jahren. Zum möglichen Tatmotiv gab es zunächst keine Angaben. Die Polizei glaube, die Identität des Angreifers zu kennen, könne aber aus Sicherheitsgründen noch keine Angaben dazu machen, so der Scotland-Yard-Sprecher weiter.
Auto fuhr in eine Gruppe von Menschen
Aus Angst vor einem Sprengstoffgürtel dauerte es Stunden, bevor die Polizei den Tod des mutmaßlichen Angreifers bestätigen konnte. Ein Bombenentschärfungsteam war im Einsatz. Es bestehe keine weitere Gefahr für die Öffentlichkeit, teilte die Greater Manchester Police später mit.
Privatvideos zeigen, wie die Einsatzkräfte kurz vor Schussabgabe an die Umstehenden rufen, dass der Angreifer vermutlich eine Bombe bei sich habe. Der Angriff erfolgte an der Heaton Park Synagoge im Norden von Manchester, etwa sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Eine große Anzahl von Menschen, die zum Zeitpunkt des Vorfalls in der Synagoge beteten, seien im Gebäude festgehalten worden, während die unmittelbare Umgebung gesichert worden sei. Inzwischen seien sie evakuiert worden.
Nach Angaben des Polizeipräsidenten der Stadt, Stephen Watson, fuhr der Angreifer zunächst mit einem Auto in Menschen vor der Synagoge. Danach griff er weitere mit einem Messer an. Die Polizei leitete die sogenannte Operation Plato ein – die Reaktion auf einen Terrorangriff.
Manchester: Beamte stoppen Angreifer durch Schüsse
Der Bürgermeister der Metropolregion Manchester, Andy Burnham, sagte der BBC, es handle sich um einen ernsten Vorfall. Die unmittelbare Gefahr scheine aber gebannt zu sein, nachdem die Polizei sehr schnell reagiert habe. Der Vorfall ereignete sich am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur.
Der Buckingham Palace hat eine Erklärung im Namen von König Charles veröffentlicht. Er und Königin Camilla seien "zutiefst schockiert und betrübt von der Nachricht über den furchtbaren Angriff in Manchester, vor allem an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft", zitierte die britische Nachrichtenagentur PA die Mitteilung des Palasts. Ihre Gedanken und Gebete seien bei all denen, die von dem entsetzlichen Vorfall betroffen seien.
Großbritanniens Thronfolger William und seine Frau Kate haben sich entsetzt geäußert. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern der schrecklichen Attacke auf die Heaton Park Synagoge und ihren Familien", schrieben sie auf X.
Die Tatsache, dass es an Jom Kippur, dem heiligsten Feiertag im jüdischen Kalender, zu der Tragödie gekommen sei, mache sie umso schockierender. "Wir denken an die gesamte Gemeinde sowie an die Rettungskräfte, die bei diesem schrecklichen Vorfall im Einsatz waren."
Auch der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich entsetzt. "Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer", sagte der Labour-Politiker einer Mitteilung zufolge.
Berichten zufolge soll Starmer vorzeitig vom Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) in Kopenhagen abreisen, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra zu leiten.
Wie die BBC berichtet, hat Premier Starmer angewiesen, die Synagogen des Landes mit zusätzlichen Polizeieinheiten zu schützen. "Wir werden alles für die Sicherheit unserer jüdischen Gemeinschaft tun", sagte er.
Erinnerungen an Angriff auf Synagoge in Halle
Die Tat weckt Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale). Ebenfalls am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur verübte der damals 27-jährige Rechtsterrorist Stephan Balliet am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge. Da die massive Eingangstür seinem Angriff standhielt, konnte ein Massaker unter den mehr als 50 dort versammelten Menschen verhindert werden.
Stattdessen erschoss Balliet eine 40-jährige Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Bevor er gefasst wurde, verletzte er auf der Flucht weitere Menschen. Balliet, der die Tat live ins Internet streamte, bekannte sich zu antisemitischen und rassistischen Motiven. 2020 wurde er zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
Angriff am höchsten jüdischen Feiertag
Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag, der im gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr auf unterschiedliche Daten im September oder Oktober fällt. In Israel kommt das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Stillstand: Geschäfte, Restaurants und Behörden bleiben geschlossen, der Flug- und Straßenverkehr ruht weitgehend. Gläubige verbringen den Tag mit Fasten, Gebeten und der Bitte um Vergebung. Auch säkulare Israelis schätzen die Ruhe, viele nutzen die leeren Straßen zum Radfahren und Spazierengehen. Auch in Großbritannien und weltweit sind Synagogen an dem Tag gut besucht.
Hinweis: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.