Legendäre Popband Hamburg gönnt sich ein Beatles-Festival – und will Liverpool Konkurrenz machen

Fans verabschieden die Beatles am Hamburger Flughafen, 1966
Fans verabschieden die Beatles am Hamburger Flughafen, 1966
© Werner Reuss / Picture Alliance
Mit der "Come Together Experience" will sich Hamburg endlich den Status als Stadt der Beatles erkämpfen, den es schon seit den 60ern innehat, aber nie recht vermarktet bekam. Das Beatles-Festival wartet mit einem spannenden Programm auf.

Wenn man irgendjemanden auf der Welt fragt, in welcher Stadt die Beatles groß geworden sind, dann wird man vermutlich in 99 Prozent aller Fälle "Liverpool" hören. Außer man fragt jemanden in Hamburg. Dort nämlich weiß man es besser. Wären die Beatles nicht nach Hamburg gekommen, um mit Livekonzerten in den Kiezclubs Geld zu verdienen, dann hätten sie nicht Ringo Starr kennengelernt, sie hätten nie diesen besonderen Zusammenhalt und eine besondere Stamina entwickelt – und sie hätte nie ihr Pilzkopf-Frisuren bekommen.

Vielleicht hätte es ohne Hamburg nie die Beatles gegeben, die später zu einer musikalischen Weltsensation wurden. Nur, seufzt auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda – irgendwie bekommt die Hansestadt es einfach nicht so gut hin wie Liverpool, ihren Teil der Beatles-Historie zu vermarkten. Das soll sich nun endlich ändern: Im Sommer soll das erste (und, wie es neckisch vonseiten des Veranstalters heißt, deshalb auch das größte) Hamburger Beatles-Festival stattfinden. Und das soll kein lahmer Nostalgie-Spaß werden, sondern ein moderner Ansatz, mit dem Erbe der "Fab Four" umzugehen.

Endlich ein Festival für die "Fab Four"

Die "Come Together Experience" soll am 30. Juni und 1. Juli an verschiedenen Orten auf dem Kiez und in der Innenstadt stattfinden. Statt eines schnöden Line-ups haben die Veranstalter sich sogenannte "Milestones" ausgedacht, für die oft mehrere, ganz unterschiedliche Künstler zusammenkommen. Ein Programmpunkt wird etwa der Auftritt des legendären Lohn-Jennon- (und David-Bowie-) Gitarristen Earl Slick sein. Zusammen mit seinem langjährigen Freund Mark Hudson (Ozzy Ozbourne, Alice Cooper, Ringo Starr), dem hochkarätigen Bassisten Kasim Sulton (Todd Rundgren) und dem britischen Rocker Jesse Smith wird Slick einen Abend lang den verstorbenen John Lennon würdigen.

Ein weiterer "Milestone" soll der Abend zu Ehren des sogenannten "blauen Albums", das nach Auflösung der Band erschien, werden. Im Mittelpunkt steht hier eine Kernband aus Nikko Weidemann (Mokta Efti Orchester), Ekki Maas (Erdmöbel), Hans Rohe (Nina Hagen Band) und Stefan Rager (The Jeremy Days). Dazu stoßen, je nach Songs, wahlweise ein Hamburger Gospelchor, ein Streicherorchester oder Blechbläser (da gibt es ja in Hamburg eine recht bekannte Truppe ...). Und als wäre das noch nicht genug, lädt sich die Band für die diversen Stücke dann Künstler wie Annett Louisan, Bernd Begemann, Marie Biermann, Dirk Darmstädter oder Michel van Dyke auf die Bühne ein. Und anderswo bekommt sogar Yoko Ono, der ja nicht alle Beatles-Fans freundlich gegenüberstehen, ihre eigene musikalische Würdigung.

Alle Facetten der Beatles-Musik

Die Bands Blac Rabbit und Tangerine Dream kümmern sich um den psychedelsichen Part der Beatles-Karriere, anderswo wird das Beatles-Erbe in Jazz-Harmonien oder Elektrosounds verwandelt. Die beiden Indie-Fanlieblinge Paul Pötsch (Trümmer) und Christiane Rösinger widmen sich den verlorenen Songs von John Lennon. Egal, welchen Aspekt der Beatles jemand also spannend finden sollte – die Chance, dass ihm hier etwas geboten wird, ist groß.

Festivalleiter Arne Buß weiß, dass ein Beatles-Festival auch ein Risiko ist: "Wir werden uns auf dünnem Eis bewegen. Die Beatles  – der heilige Gral!" Sein Ziel ist, verschiedene Generationen und Fans aller Couleur dennoch zusammenzubringen. "Wir teilen hier eine Experience!" Und Hamburg sei der einzig logische Ort dafür – das sieht auch der Vertreter der Kulturpolitik so: Das "Ökosystem" für junge Bands sei in Hamburg heute "immer noch einmalig und einzigartig", findet Senator Broda. "Das wird kein nostalgisches Zurückblicken und Schwelgen. Die Musik der Beatles soll hier nicht nur nachgestellt, sondern neu mit Leben gefüllt werden." Er sagt: "Ich hoffe sehr, dass es fliegt!"

Die "Come Together Experience" findet am 30. Juni und 1. Juli in Hamburg statt. Tickets ab 74 Euro (unter 25-Jährige) bzw. 99 Euro (Erwachsene). Alle Informationen und Programm finden Sie hier.

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