Robbie Williams (28) leidet. Doch trotz starker Erkältung lächelt er sein Herzen brechendes Lächeln. Trotz einer kurzen Nacht mit nur zwei Stunden Schlaf bietet er eine lässige, ironisch-witzige Vorstellung. Beim weltweit einzigen Werbe-Auftritt zu seinem neuen Album »Escapology« ließ sich der britische Sänger am Montag in Berlin dennoch ein bisschen hinter die strahlende Maske blicken.
Der Mann mit der Maske
»Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie sich der Robbie auf der Bühne von dem Robbie zu Hause unterscheidet«, sagt der millionenschwere Star. »Wenn ich auf die Bühne gehe, dann habe ich ein großes Schutzschild«, bekennt er. »Das Lächeln, die große Show, das ist alles nur Schutz.« Hinter dem Lächeln stecken die Angst und das Lampenfieber: »Vor jedem Auftritt bin ich krank vor Aufregung.« Der witzige Robbie, den das Publikum kenne, sei nur eine Maske.
Auch am Montag vor der CD-Präsentation in der Britischen Botschaft in Berlin habe er aufgeregt hinten in einer Ecke gesessen. Dabei waren die Fragen der rund 250 Journalisten aus Deutschland, Großbritannien, Singapur, Schweden, Frankreich, Irland, Tschechien und Hongkong eigentlich alle ganz wohl gesonnen.
Nackt eingespielte Songs
Mit seinem fünften Album »Escapology« (etwa: Entfesselung) meldet sich der millionenschwere Star nach einem Jahr künstlerischer Pause zurück. Ja, es stimmt: Die meisten Songs habe er nackt im Studio eingesungen, sagt Williams. »Ich habe mich dabei einfach frei gefühlt.« Und: »Nein, ich bin überhaupt nicht daran interessiert, den amerikanischen Markt zu erobern.« Genau dieser Eroberungsfeldzug ist allerdings Teil seines erst im Oktober mit der Musikfirma EMI abgeschlossenen Plattenvertrags, dem höchstdotierten Deal für einen Solokünstler in der britischen Popgeschichte.
Auch wenn die Erkältung ihm zusetzt - immer wieder lässt Robbie seine Augen leidenschaftlich glühen, schaut mal wild, mal charmant in die Menge. Es lässt sich nicht verbergen: Unter der freundlichen Oberfläche des Mannes in Jeans, schwarzem Blazer und mit leichter Irokesen-Frisur brodelt es.
Seine Fans haben an diesem Tag nicht viel von ihrem Star. Mit seinem Privatjet ist er pünktlich zur Pressekonferenz in Berlin gelandet. Nur kurz zeigt er sich dann auf dem verwinkelten Botschafts-Balkon den rund 100 vor dem Gebäude wartenden Anhängern. Für Sightseeing hat er keine Zeit. Gleich nach der Präsentation wollte er wieder zurück nach London fliegen.
Trennung von Guy Chambers
Was bleibt ist Robbies neue CD »Escapology«, die neben zahlreichen Balladen auch rockigere Titel enthält. Dabei nimmt Williams unter anderem Anleihen bei Queen, den Beatles und dem Flower-Power-Pop der 70er Jahre. Das Album entstand in Los Angeles, wo Robbie mittlerweile die meiste Zeit lebt. Fast alle Songs schrieb er gemeinsam mit Guy Chambers, von dem er sich kürzlich getrennt hat.
Es gibt Balladen wie das bereits als Single ausgekoppelte »Feel« mit soften Piano- und Gitarrenklängen oder »Nan?s Song« und »Sexed Up«. In »How Peculiar« klingt er mit verfremdeter Stimme wie John Lennon. Die Rockhymne »Love Somebody« ist bombastisch und erinnert an einen Queen-Song. Für jeden Geschmack soll etwas dabei sein.