Stimmenfang beim Eurovision Song Contest Mach dich nackig

Während Lena weiter auf sich warten lässt, sind ihre männlichen Mitbewerber in Düsseldorf auf Stimmenfang. Und wie könnte das besser funktionieren als mit nackter Haut?

Züchtig muss es zugehen auf der Grand-Prix-Bühne. Als Dita von Teese 2009 bei den Proben zum Eurovision Song Contest in Moskau ihre nur durch einen Aufkleber bedeckten Brüste in die Kameras hielt, waren die Verantwortlichen der European Broadcasting Union schockiert. "Nipplegate" beim Grand Prix - das durfte nicht sein. Schnell wurde im Regelwerk nach einer Vorschrift gesucht, die das verbieten sollte. Von "Nudity" ist dort allerdings nirgendwo die Rede. Dass eine Frau ihre nackten Brüste zeigen würde, konnten sich die Initiatoren des Wettbewerbs 1956 offenbar nicht vorstellen. Schließlich wurde man doch fündig. Eine Klausel besagt, dass der Wettbewerb nicht in Verruf gebracht werden darf. Als Konsequenz musste sich Dita von Teese was anziehen.

In diesem Jahr versuchen nicht die weiblichen, sondern die männlichen Teilnehmer mit nackter Haut zu locken. Ohnehin scheint die Kleiderordnung für die Herren schon immer lockerer gehandhabt worden zu sein. Über aufblitzende behaarte Bauchnabel scheint sich niemand wirklich aufzuregen. Der Sieger von 2009, Dima Bilan, gewann mit einem offenen Hemd und im vergangenen Jahr stand ein französischer Tänzer am Schluss des Auftritts sogar ganz oben ohne da. Auf der Bühne in Düsseldorf hat das bislang noch niemand gewagt, dafür wird hinter den Kulissen mit nackten Tatsachen um Aufmerksamkeit gebuhlt.

Den sperrigen Namen schon abgelegt

Wie das funktioniert, konnte der russische Sänger Alexej Vorobjov bereits bei Wladimir Putin lernen. Der präsentierte vor zwei Jahren in Conan-der-Barbar-Pose beim Urlaub in Sibirien seine Muckis. Die Mission "Nackter Putin" war ein voller Erfolg. Sein Image als starker Mann Russlands war gefestigt, die Aufmerksamkeit ganz Europas war ihm sicher. Fotos von seinem gestählten Oberkörper zierten die Titelseiten vieler Tageszeitungen. Und in die Zeitung - dahin möchte Vorobjov derzeit auch.

Der Russe will den Eurovision Song Contest gewinnen. Seinen sperrigen Namen hat er deshalb bereits abgelegt. In Düsseldorf nennt er sich jetzt Alex Sparrow - der Einfachheit halber. Und obwohl er erst 23 Jahre alt ist, scheint er ein Medienprofi zu sein. Bei seiner Pressekonferenz am Mittwoch präsentierte er seinen gestählten Oberkörper. Als ein Fan ihm ein T-Shirt schenkte, zögerte er nicht lange. Er stand auf, zog seines aus, wartete einen Moment und streifte das Neue über. "Das war doch inszeniert", mutmaßten einige Journalisten hinterher. Ihre Wirkung hat die Alex-Show trotzdem nicht verfehlt. Ein wahres Blitzlichtgewitter brach über ihn herein.

"Keiner ruft an, nur weil sich jemand auszieht"

Einen Schritt weiter sind bereits die Jungs von Blue gegangen. Die in Vergessenheit geratene Boyband aus Großbritannien tritt in diesem Jahr für ihre Heimat an. Und schon im Vorfeld sorgten sie für Schlagzeilen. Allerdings nicht so sehr mit ihrem Gesang, sondern mit Nacktfotos für das Schwulenmagazin "Attitude". Nur mit Unterhose bekleidet posierten die vier Bandmitglieder vor der Kamera.

Aber zeigt die nackte Männerhaut beim Publikum denn überhaupt Wirkung? "Nett anzuschauen sind die schon", findet Alena aus Island. Ihr Favorit sei aber trotzdem der Finne Paradise Oskar - und zwar gerade weil der etwas gewöhnlicher daherkomme. Oskar sieht aus wie der nette Junge von nebenan: Blond, milchgesichtig, unauffällig. "Aber der ist total sympathisch und singt gut. Ich mag ihn", sagt Alena, "auch ohne Sixpack-Fotos." "Keiner ruft an, nur weil sich jemand auszieht", meint auch Björn aus Köln. Der Auftritt von Lena im vergangenen Jahr habe bewiesen, dass man auch ohne tiefes Dekolletee und nackte Haut gewinnen könne. "Wichtig ist nicht das, was man sieht, sondern was man sich in seiner Phantasie vorstellen kann." Lenas erste Bühnenprobe ist übrigens erst am Samstagnachmittag dran. Und noch sieht es so aus, als müsse sie sich wegen der behaarten Männerbrüste der Konkurrenz keine Sorgen machen.

PRODUKTE & TIPPS