Das "Melt!" ist das europäische Pendant zum großen "Coachella"-Fest in der kalifornischen Wüste vor Los Angeles. Seit 1999 ist das "Melt!" in dem früheren Tagebaurevier in der Nähe von Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) beheimatet, dem Geburtsort des bedeutenden Kirchenliedschreibers Paul Gerhardt. Rostende Abraumbagger stehen noch immer hier. Sie sind die Kulisse für spektakuläre Lichtprojektionen in den sternenklaren Nachthimmel.
Bei diesem ausverkauften Trendsetter-Fest wehte in diesem Jahr ein Hauch von "Summer of 69". Die Musik steht vor einem Aufbruch zu mehr Disco, Soul und Synthesizerklängen, war von Künstlern zu hören. Bei Friendly Fires wurde eine E-Gitarre mit einem Tischstaubsauger bespielt. Im vergangenen Jahr gab es dagegen einige Abschiede. Die Britpopband Oasis legte hier einen ihrer letzten Auftritte hin.
Verwirrung und Empörung löste in diesem Jahr der Auftritt von Chris Cunningham aus. Der britische Videokünstler schockierte mit einem Film über Porno und Gewalt. Zu hämmernden, grellen Technoklängen lieferte sich auf der Leinwand ein nacktes Paar einen brutalen Geschlechterkampf, den die Frau gewann. Die Zuschauer quittierten die Inszenierung mit Buhrufen in Richtung Bühne. Dort versteckte sich der "DJ-VJ" hinter großen Computerbildschirmen und zog seine Darbietung eisern durch.
Viele Zuschauer nahmen an, dass der US-Hip-Hop-Pionier DJ Shadow auf der Hauptbühne stand. Er tauschte jedoch seine Auftrittzeit mit Cunningham. Er habe "eine Menge Geräte auf dem Weg verloren" und entschuldigte sich für die Verspätung. Die Zuschauer nahmen es mit Tanzfreude hin und feierten zu seinem Finale mit Orgelklängen.
Vor 30 Jahren standen an dieser Stelle noch Häuser, Kirche und Friedhof der Gemeinde Gremmin. Die 240 Einwohner mussten damals den Tagebaubaggern weichen. Nachdem die Braunkohle abgebaut war, wurde das riesige Loch zu einem Naherholungssee geflutet und ein Biosphärenreservat angelegt. Mehr Umweltschutz war den "Melt!"- Machern in diesem Jahr ein besonderes Anliegen. Entscheidend verringern konnten sie den Müll der Massen nicht, aber vielleicht einen Trend für mehr Verständnis setzen.
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