Nicht überall, wo John Frusciante drauf steht, ist auch Red Hot Chili Peppers drin - zumindest nicht auf den ersten Blick. Nach dem schweißtreibenden Funk-Rock-Pop der amerikanischen Mega-Band sucht man auf dem vierten Album des Chili-Peppers-Gitarristen jedenfalls vergeblich. Wesentlich entspannter und relaxter, gleichzeitig aber auch weit experimentierfreudiger als die Werke seiner Band kommt das Soloalbum Frusciantes daher. Schon die Single "Song To Sing When I'm Lonely" überrascht mit einem Sythesizer-Intro und mündet dann in eine gelungene Popballade.
Aus seiner Liebe zu Krautrockern wie NEU! hat Frusciante nie einen Hehl gemacht, doch auch die Einsprengsel mit vermeintlichem Elektro-Geblubber verleihen dem Album nur eine zusätzliche spannende Dimension. Frusciante bewegt sich auf hohem Niveau zwischen Rock und Pop, bisweilen mit Anklängen an die 70er Jahre und immer mit einem großen Gefühl für hübsche Melodiebögen. "Meine Songs sind so eine Art Nebenprojekt in der Zeit, wenn wir auf Tour sind", übt sich der Gitarrist im Understatement und fügt an: "Das sind die kreativsten Phasen in meinem Leben."
Ganz ohne Chili Peppers ging es natürlich doch nicht: Drummer Chad Smith spielte Schlagzeug, auch Flea sprang bei einem Song als Bassist ein. Und bisweilen klingt in den schwelgerischen Gitarrenpassagen des Albums jener Sound durch, mit dem Frusciante 1999 nach langer Drogenkrise das Red-Hot-Chili-Peppers-Album "Californication" zu einem der besten Alben der 90er Jahre machte.
Stephan Köhnlein, AP