Kanye West gibt derzeit mal wieder Rätsel auf. Und damit ist nicht sein neues Album "The Life of Pablo" gemeint, das seit dem 14. Februar über das Streamingportal Tidal erhältlich ist. Vielmehr scheint der Rapper von einer schweren Twitter-Inkontinenz befallen zu sein. So sondert er seit Tagen Tweets im Minutentakt ab, in denen er sich buchstäblich um Kopf und Kragen schrieb. Er pumpte Facebook-Chef Mark Zuckerberg um eine Milliarde Dollar an und teilte öffentlich seinen Schuldenstand mit, der 53 Millionen Dollar betragen soll. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, kurz darauf mit seinem Reichtum zu prahlen: "Yes I am personally rich and I can buy furs and houses for my family" (Ja, ich bin persönlich reich und ich kann Pelz und Häuser für meine Familie kaufen)
Er beschimpfte das Musikportal "Pichtfork", das es gewagt hatte ihm nur 9.0 von zehn Punkten für seine neues Album zu vergeben ("The Album is a 30 out of 10") und untersagte es "weißen Publikationen", "black music" zu bewerten.
Kanye West #2020
Doch dann, in diesem ganzen Wust von wirr-größenwahnsinnigen Mitteilungen schälte sich so etwas wie ein zusammenhängender Text heraus, der sich als Ankündigung für ein viel größeres Ziel liest, als nur der größe Rapper zu sein. Es sind programmatische Punkte auf dem Weg zu seinem Ansinnen, sich 2020 zum Präsidenten der USA wählen zu lassen. Sämtliche Tweets hintereinander lesen sich so:
"I have a friend who works really hard and makes $370 dollars a day. Her son just got in a really good school and his textbooks are like $400 dollars each. I mean, his mom has to work 2 days just to afford 1 book for her son. She’s giving everything she has to make sure her son has a better future. Steve Jobs wanted to lower the cost of textbooks. Education puts Americans into debt before they even get a chance to get started. We have to lower the price of textbooks. I’d rather teachers got paid more and books cost less … #2020".
Der Hashtag #2020 bezieht sich auf das Jahr, in dem West kandidieren möchte. Und der erste Baustein seines Programms ist offenbar Bildung: bessere Bezahlung für Lehrer, niedrige Preise für Lehrbücher.
Kanye West scheint sein im vergangenen Sommer angekündigtes Vorhaben, in vier Jahren anzutreten, offenbar ernst zu nehmen. Doch sollte er wirklich ins Weiße Haus einziehen wollen, müsste er sich auf Twitter wohl besser unter Kontrolle haben. Sonst verkommt seine Kandidatur zur Lachnummer.
