Pelé Fußballlegende und Gesangsidol

Bislang kannte man ihn nur als Ballkünstler. Doch der brasilianische Fußballstar Pelé hat noch andere Talente. Er komponiert und singt - und das gar nicht schlecht, wie sich auf einer CD nachhören lässt.

Er ist nicht nur der Mann der (über) 1000 Tore, sondern wohl auch der 1000 Talente: Fußballlegende, Politiker, Philanthrop, Filmschauspieler, Dauer-Interviewpartner und jetzt auch Musiker. Pelé, der "beste Fußballer des Jahrhunderts", versucht sich am Samba, Bossa Nova, Smooth Jazz und Swing - und das durchaus mit Geschick. "Das ist eine Leidenschaft von mir, ich will den Leuten das Beste von mir geben, wie früher beim Fußball", sagt er in Berlin. "Mein Wunsch war immer: Wenn Du schon Unentschieden spielst, dann nicht 0:0; lass es ein 3:3 oder 4:4 sein, aber kein 0:0 - das macht doch keinen Spaß."

Beschwingter Offensivfußball

So klingt auch sein erstes Musikalbum "Peléginga": Es verkörpert eher beschwingten Offensivfußball als Catenaccio. Die zwölf professionell arrangierten Songs - die passend zur Weltmeisterschaft erschienen sind - strahlen Lebensfreude aus und sind beschwingte Anekdoten brasilianischer Feierstimmung. Hörer werden unwillkürlich das Bein im Takt mitwippen. "Damit habe ich mir einen Traum erfüllt", sagt der 65-Jährige.

Schon während seiner aktiven Fußballerkarriere spielte Pelé Gitarre, schrieb und komponierte mehr als 500 Songs - allerdings nur für sich selbst. "In meiner Fußballerzeit wollte ich nur als Spieler gesehen werden. Ich wollte nicht, dass die Leute sagen: Er ist ein guter Fußballer, aber ein schlechter Sänger. Ich wollte meine Talente nicht vergleichen lassen." Dennoch trat er auch damals schon vor das Mikrofon, sang Klassiker zusammen mit der in Brasilien berühmten Jazzsängerin Elias Regina.

Weitere CDs angekündigt

Diese Lieder sind auch auf "Peléginga", dazu ein Duett mit der Musikergröße Gilberto Gil, dem brasilianischen Kulturminister. Das Lied "Ginga" wiederum hat Pelé zusammen mit dem HipHopper Rappin' Hood aufgenommen - "Ginga" heißt eigentlich der Hüftschwung beim Tanzen, ist aber die Bezeichnung der Dribbelkünste, Schlenker und Hakenschläge, die Pelé auf dem Fußballfeld berühmt gemacht haben. Nun hat er offenbar Gefallen gefunden: "Es folgen auf jeden Fall noch zwei weitere CDs", sagt Pelé, und auf die Frage nach einer Konzertreise antwortet er vielsagend: "Ich habe noch viele Träume im Leben..."

Ein Traum ist indes geplatzt: der des sechsten Weltmeistertitels für die "Seleção". "Aber der Top-Favorit hatte es immer schon schwer, den Titel auch zu gewinnen", sagt Pelé. Freunde des brasilianischen Teams können sich aber auch nach der Viertelfinalniederlage gegen Frankreich weiter an brasilianischem Fußballzauber erfreuen: In der S-Bahnstation Potsdamer Platz in Berlin lässt die Ausstellung "Peléstation" das Leben und die Karriere des Stars Revue passieren: Ohne seine Musik, dafür mit den wichtigsten seiner 1364 Spiele und 1282 Tore.

Patrick T. Neumann/DPA

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