Sarah Connors neue Single "Vincent" war auf Platz 1 der iTunes-Charts - und wird trotzdem von vielen Radiosendern boykottiert. Der Grund ist die erste Songzeile: "Vincent kriegt keinen hoch, wenn er an Mädchen denkt", singt Connor. Geschrieben hat sie den Hit zusammen mit Peter Plate (Rosenstolz) und Ulf Leo Sommer. Darin geht es um Vincent, einen Jungen, der homosexuell ist und sich vor einem Outing scheut.
Sarah Connors Single "Vincent" sorgt für eine Debatte
"Er denkt nur an ihn, und an den Tag Als er ihn zum ersten Mal sah / So cool stand er da, und Vincent war klar, dass das jetzt wohl Liebe war", heißt es im Refrain. Für manche Radiosender scheint die erste Zeile der Single zu konkret zu sein. Programmkoordinator Daniel Strupp von "Hit Radio Antenne" erklärt der "Bild"-Zeitung: "Tagsüber spielen wir eine entschärfte Version des Lieds, weil wir unseren Auftrag als familienorientiertes Programm ernst nehmen." Der Familiensender "Radio Teddy" spielt "Vincent" derweil gar nicht.
Sarah Connor findet die Debatte verständlich, will den Song aber nicht verändern. "Ich bin mir der Fallhöhe bewusst. Ich weiß, dass die erste Zeile erst mal verblüfft, überrascht und vielleicht sogar empört. All das ist gut und wichtig für die Auseinandersetzung mit dem Thema", erklärt sie "Bild".
Prominente Unterstützung
Während sie am Anfang noch überlegt hatte, "Vincent wird nicht rot" zu singen statt "Vincent kriegt keinen hoch", habe sie sich letztendlich für die kontroverse Zeile entschieden. "Das hätte den Sinn verfehlt, und ich kann nicht zu Gunsten der Massentauglichkeit riskieren, dass man nicht sofort mitbekommt, worum es geht. Ich wünsche mir, dass man über Vincent spricht und sich selbst fragt, warum einem die erste Zeile eigentlich so aufstößt, wenn es so ist. Ich glaube, wir halten uns für toleranter und offener, als wir tatsächlich sind", sagt Connor.

Bei einem Live-Auftritt beim Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) im Mai erklärte die Delmenhorsterin, was sie zu dem Song inspiriert habe. "Den Vincent, den gibt es wirklich. Es ist der Sohn einer Freundin von mir, der sich kürzlich geoutet hat, dass er schwul ist (…) Ich finde es stark, dass der einfach so mitten in der Pubertät mit 15 Jahren zu seiner Mutter sagt: So ist es – eat it – live with it. Und vor allem auch selbst weiß, es ist so und dass er zu sich steht. Ich hatte das Bedürfnis, ihm einen bestärkenden Song zu schreiben."
Unterstützung bekommt die 38-Jährige von anderen Promis und Musikern. "Ich liebe das Lied. Eine Zensur der Sender finde ich lächerlich und nicht zu Ende gedacht. Die Botschaft in diesem Lied ist ganz klar Toleranz und Respekt und Liebe. Wen auch immer man lieben möchte", sagt zum Beispiel Sängerin Kerstin Ott der Zeitung.
Quelle: "Bild"-Zeitung
