Warum nach Scheeßel fahren, wenn Hamburg, Bremen und Hannover direkt um die Ecke liegen? Wird den größten Teil des Jahres über kaum jemand verstehen. Eine anerkannte Ausnahme scheint's aber zu geben: ein winziges Wochenende mit Goldrand im Juni. Ein Festival-Wochenende namens Hurricane. Goldrand? Naja, vielleicht eher Schmutzrand, denn bekanntermaßen ist das Wetter Mitte Juni in unseren Breitengraden noch nicht wirklich immer campingtauglich. Die ungefähr 50.000 Menschen, die zum Zelten, Tanzen, Feiern - zusammengefasst in einem der beliebtesten Festivals Deutschlands - nach Scheeßel kommen, schreckt das nicht.
Ein extralanges Wochenende
Dieses Jahr wurde das Festival auf der Motorradrennbahn erstmals um einen Tag nach vorn verlängert - das Bühnenspektakel beginnt schon Freitag, die Campingplätze öffnen Donnerstag ihre Pforten. Damit trotzdem weniger Müll liegen bleibt, wird beim Ticketkauf ein Müllpfand einkassiert, das erst am Ende des Festivals und bei ordnungsgemäßem Abliefern eines prall gefüllten Müllsacks wieder zurückerstattet wird.
Auf einen Blick
Hurricane Festival
20.-22. Juni 2003
Tickets: 040 - 853 88 853
Ticket: 79 Euro
Homepage
Bands von Apocalyptica bis Zwan
Musikalisch bietet sich das übliche Bild: ein Mix aus deutschen und internationalen Bands, aus lauten und leisen Klängen. Viele Bands gehören zu den typischen Sommer-Festival-Reisenden, zu denen man in Scheeßel genau so gut im Takt wippen kann wie anderswo. Indielastig bleibt die Auswahl dennoch, was auf den Musiksendern in der heavy rotation läuft, hat hier wenig Chancen. Will man das nun in Bandnamen ausdrücken, so hieße das beispielsweise Seeed, Slut, Kettcar und Console aus deutschen Landen,Radiohead, Moloko, Massive Attack und Goldfrapp aus dem nebeligen Großbritannien sowie Björk, Sigur Ròs und die Hellacopters von der nordisch-skandinavischen Fraktion. Das ist natürlich noch nicht alles - schließlich wollen zwei Bühnen an drei Abenden bis teilweise nachts um zwei gefüllt werden. Durchhaltevermögen bei Bands und Publikum ist erwünscht. Wenn NOFX rocken, die Mighty Mighty Bosstones tanzen lassen und Apocalyptica ihre Cellos malträtieren, dann wirbelt im deutschen Norden wieder der Hurricane durch die Festivallandschaft.
Das kostet der Spaß
79 Euro muss der geneigte Hurricane-Fan dieses Jahr für drei Tage Musik, Campen und Parken hinlegen, hinzu kommt der Müllpfand. Aber Achtung: Die Tickets gelten dieses Jahr nicht - wie in den letzten Jahren noch - als Bahnticket in Niedersachsen. Also Fahr- und Bahnticketgemeinschaften bilden.
Und so kommt man hin
Scheeßel liegt zwischen Hamburg, Bremen und Hannover, wobei Bremen die nächstgelegene der drei Städte ist. Das Festivalgelände ist ungefähr einen Kilometer Fußmarsch von Scheeßel selbst entfernt. Von Bremen aus nehmen Autofahrer die A1 Richtung Hamburg und verlassen sie (an der Abfahrt Stuckenborstel) Richtung Rotenburg und Scheeßel auf die B 75 wieder. Von Hannover aus auf die A7 gen Norden, die dann bei Soltau zugunsten der B 71 Richtung Rotenburg verlassen wird. In Rotenburg dann auf die B 75 Richtung Scheeßel. Hamburger fahren in Verlängerung der A 261 auf die B 75 und immer geradeaus bis Scheeßel. Für Bahnreisende liegt Scheeßel auf der Regionalexpress-Strecke zwischen Bremen und Hamburg.