In New York gibt es kaum eine U-Bahn-Station, in der nicht ein paar Straßenmusikanten groß aufspielen. Wie selbstverständlich gehören sie zum Stadtbild, werden von den vorbeieilenden, traditionell schwer gehetzten New Yorkern aber normalerweise bestenfalls ignoriert. Was passiert also, wenn man eine Band, die seit dreieinhalb Jahrzehnten zu den größten und erfolgreichsten Rockgruppen der Welt zählt, in der Station an der 42. Straße - gleich unter der Grand Central Station - auf dem Bahnsteig auftreten lässt? US-Talkmaster Jimmy Fallon probierte es im Rahmen seiner "Tonight Show" aus und konnte die irische Rocklegende U2 zu diesem ungewöhnlichen, einmaligen Auftritt überreden.
Also verkleidet sich die Band mit Hüten, Perücken und Hoodies wie leicht ramponierte Straßenkünstler, Fallon selbst tarnt sich mit umgedrehter Schirmmütze, Bart und einer Sonnenbrille, deren integrierte Kamera alles mitfilmt: Wie Sänger Bono auf der Mundharmonika bläst; wie Gitarrist The Edge die ersten Klänge von "I Still Haven't Found What I'm Looking For" anstimmt; wie ein akustisches Überraschungskonzert seinen Lauf nimmt, das selbst die musikalische Welthauptstadt nicht allzu häufig erlebt. Währenddessen tigert Fallon in Marktschreier-Manier über den Bahnsteig und preist seine Band an wie ein windiger Manager: "Gebt Geld, wenn euch gefällt, was ihr hört ... unterstützt lokale Künstler, New Yorker Künstler ... sie spielen auf Geburtstagen, auf Bar Mitzwas oder auf deiner Party ..."
Nach wenigen Minuten geben sich Band und Showmaster zu erkennen, anschließend legen U2 mit "Desire" erst so richtig los. Schnell bildet sich eine Traube begeisterter Zuhörer, die den Moment mit ihren Handykameras mitfilmen. So nah kommt man echten Musik-Ikonen sonst schließlich nicht. Nicht mal in New York.