Frau Buzunashvilli, Sie haben mehr als 30 Goldene Schallplatten von Musikerinnen und Musikern, die Sie erfolgreich vermarktet haben. Sind die Wände bei Ihnen zuhause zugepflastert?
Nein, viele der Platten lagern gut verpackt im Keller. Einige stammen aus der Ära, in der ich nicht geschlafen habe, wenn ich nicht die Beste war. Als mich der Druck komplett aufgefressen hat. Ich habe hart gearbeitet, war nicht gut zu mir und meinem Umfeld. Daran möchte ich nicht erinnert werden. Ich bin das heute nicht mehr.
Welche haben Sie dennoch aufgehängt?
Die von Kool Savas zum Beispiel und eine von Juju, die für mich zu den krassesten MCs Deutschlands gehört. Auch die Platte von Capo, dem jüngeren Bruder von Haftbefehl, ist mir sehr wichtig. Er gehörte zu den ersten, die ich auch als Managerin betreut habe. Man hat ihm nicht so viel zugetraut wie seinem Bruder und trotzdem haben wir zusammen sehr erfolgreich Musik veröffentlicht. Wir teilen die Underdog-Geschichte.
Marina Buzunashvilli wächst in einer Sozialbau in Berlin Kreuzberg auf. "Unter Tickern, Arbeitern, Hustlern, Linken und Kanacks", schreibt sie in ihrem Buch. Die Mutter, aserbaidschanische Migrantin, hält die Familie mit vier Jobs über Wasser. Die Schwester rutscht in die Drogensucht ab.
Ihre Eltern waren arm, stritten viel. Sie waren neun Jahre alt, als Ihre Mutter versuchte, sich das Leben zu nehmen. Wie blicken Sie auf Ihre Kindheit zurück?
Ich habe ihnen verziehen, dass sie als Eltern einen echt schlechten Job gemacht haben. Dass deine Kinder angezogen sind und etwas zu essen haben, reicht nicht aus. Vielleicht hätten sie keine Kinder haben dürfen. Auch wenn ich durch sie früh selbstständig geworden bin, mich nichts so schnell aus der Bahn wirft, bin ich oft wütend. Es ist nicht schön, so viele Traumata zu haben. Wenn ich die Augen schließe, kommen die Bilder zurück. Das ist nicht fair.
Während Ihre Schwester drogenabhängig wurde, sind Sie ausgerissen in die Musik und Boygroups wie den Backstreet Boys nachgereist. Was hat Ihnen dieses Umfeld gegeben?
Der Zusammenhalt unter den Mädels, die Konzerte, das waren für mich Fluchten aus dem Alltag. Ich war aber kein Groupie, sondern ein Fangirl, das die Musik geliebt hat. Und mich hat damals schon das Business interessiert: Wie funktioniert das hier? Was verdient ihr? Später habe ich meinen Teenie-Traum verwirklicht.