"Böses Erwachen" im ZDF Das prickelnde Spiel mit wechselnden Wahrscheinlichkeiten

Das ZDF zeigt am Montag den Edelthriller "Böses Erwachen" - ein Psycho-Reißer hart am Rande grinsender Komik.

Der Blitz schlägt ein. Trümmer bleiben. Nichts ist mehr, wie es mal war. Und die Überlebenden rappeln sich auf, sinnen auf den Gegenschlag. Soweit das Grundmuster zum ZDF- Edelthriller "Böses Erwachen" an diesem Montag (20.15 Uhr). Autor Detlef Michel und Regisseur Urs Egger setzen damit fort, was sie schon vor fünf Jahren mit "Tod eines Keilers" begonnen hatten, und schufen einen weiteren Psycho-Reißer hart am Rande grinsender Komik. "Ja", sagt ZDF-Redakteurin Anja Helmling-Grob, "dieser Stoff noch etwas weiter zugespitzt, und es hätte sich eine schwarze Komödie ergeben."

Obwohl Geigerin Birgit, von Lisa Martinek gespielt, so komisch alles nicht finden kann. Bis dahin "verwöhntes Prinzesschen, das gewohnt ist, sich alles kaufen zu können, auch einen Mann" (Lisa Martinek über ihre Rolle), muss sie plötzlich erkennen, dass eben dieser Mann sie kräftig betrügt. Und nicht nur das. Er bringt sie gleich auch noch um ihr Geld. Wütend schubst sie den schuftigen Frederik vom Balkon des frisch entdeckten Liebesnests.

"Diese Szene hat uns allen großen Spaß gemacht", gesteht lachend Lisa Martinek. Ein Spaß an diesem "Highlight unter allen Filmen, die ich in jüngerer Zeit gemacht habe", war auch die Zusammenarbeit mit Uwe Ochsenknecht als verblüffend fies-charmantem Partner sowie mit Nina Proll, der Darstellerin der Geliebten Ilona, mit der sie ein erstes Mal gemeinsam vor der Kamera stand: "Nina ist von mir extrem verschieden. Aber gerade daraus, glaube ich, ergab sich eine so gute, stimmende Zusammenarbeit."

Diese Ilona hat zur gleichen Stunde ihren eigenen Mann über- fahren, dazu mit Birgits Wagen, und schlägt nun der Rivalin einen Pakt vor: Wenn Birgit diese andere Schuld auf sich nimmt, kann man ihr die am Tod ihres Mannes nicht beweisen. Die ungleichen Frauen, ganz Dame die eine, dahinter ein Teufelsbraten, ganz Flittchen die andere, aber hinter ordinärer Fassade gar nicht unsympathisch, schließen ein Bündnis - und die beiden auf sie angesetzten Kommissare können sie nicht überführen. Nur einer könnte es: Frederik. Denn der hat den Fenstersturz überraschenderweise überlebt. Und nutzt nun zynisch sein Wissen um die wahre Täterschaft...

Erinnerungen an große Filme der Vergangenheit werden wach, an das Ehefrau/Geliebte-Bündnis in Henri Clouzots "Die Teuflischen", an den Täteraustausch in Alfred Hitchcocks "Der Fremde im Zug". Unverwechselbar jedoch und sehr österreichisch dazu in ihrer bissigen Ironie ist an dieser ZDF-Koproduktion mit dem ORF der Hauch leiser Süffisanz über allem, das prickelnde Spiel mit wechselnden Wahrscheinlichkeiten.

Niemand ist ganz das, was er scheint. Jeder Charakter hat eine verborgene Seite. Und das Ende hält noch eine weitere überraschend-makabre Wendung bereit. Die Autoren Egger/Michel brüten indessen schon über ihrer nächsten bös-komischen Geschichte.

DPA
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