"Comedy Central" "Wir setzen auf kreativen Humus"

Humor rund um die Uhr - auch in Deutschland hat jetzt einen eigenen Comedy-Sender. Wo bisher "Viva Plus" war, gibt es jetzt "Comedy Central". Eine neue Heimat für kreative Comedians wolle man bieten, sagt Programmchef Markus Andorfer im stern.de-Interview.

Herr Andorfer, gibt es noch nicht genug Humor im deutschen Fernsehen? Warum braucht Deutschland noch einen weiteren Fernsehsender und ist der Bedarf an 24 Stunden nonstop Comedy wirklich gegeben?

Definitiv sehen wir den Bedarf gegeben. Viel kleinere Fernsehmärkte als Deutschland haben wirtschaftlich erfolgreiche Comedy-Kanäle. Comedy ist als sehr erfolgreicher Programmbestandteil im deutschen Fernsehen, wie in vielen anderen Ländern auch, längst nicht mehr wegzudenken. Umso verwunderlicher ist es, dass es auf dem großen deutschen Fernsehmarkt noch keinen Comedy-Kanal gibt. Ein eigens darauf ausgerichteter Sender birgt viele Chancen für das Genre mit sich. Comedy Central bietet eine Plattform für alle Facetten. Bei uns soll sich kein Comedian mit einer Nischenmentalität zufrieden geben müssen. Darüber hinaus haben wir internationale Highlights im Programm, die es auf anderen deutschen Fernsehsendern wahrscheinlich nicht zu sehen gegeben hätte.

Wie lautet das Konzept von Comedy Central?

Der Name ist Programm. Bei Comedy Central ist Comedy eben nicht nur ein Genre von vielen. Von deutschen Eigenproduktionen bis zu den unzähligen Deutschlandpremieren großer internationaler Serien, von Stand Up bis Live-Sketch-Show - bei uns soll Humor in allen Facetten sein. Die Vorbereitungen haben bereits gezeigt, wie groß das kreative Potenzial innerhalb der jungen deutschen Szene ist. Wir arbeiten eng mit erfolgreichen Comedians und Autoren zusammen, die die redaktionelle Freiheit schätzen.

Welche Zielgruppe wollen Sie erreichen?

Unsere Kernzielgruppe richtet sich an junge Erwachsene im Alter von 20 bis 39 Jahre, also deutlich älter als MTV, Viva oder Nick.

Welchen Marktanteil streben Sie an?

Wir sehen uns grundsätzlich nicht in der Konkurrenz zu den Comedy-Formaten in der Prime-Time auf ProSieben, RTL oder Sat1. Einen Marktanteil von rund einem Prozent bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen nach einem Jahr halten wir für realistisch.

Auf welches Format sind Sie besonders stolz?

Für mich es schwer, aus der Fülle der großartigen Shows hier eines herauszustreichen. Im ersten Jahr gibt es bei uns 30 Deutschlandpremieren internationaler Comedy-Highlights. Zu meinen Favoriten zählen US-Prime-Time-Serien wie "Arrested Development" oder "Modern Men", von Starproduzent Jerry Bruckheimer. Oder britische Comedy-Kults, wie "Suburban Shootout" oder "Extras" von Ricky Gervais, verantwortlich für "The Office", das hierzulande erfolgreich als "Stromberg" adaptiert wurde. Wir gehen mit sechs Shows aus Eigenproduktionen an den Start, weitere sind in Planung.

Sie haben ein sehr gewagtes, komplett neues Format entwickelt: die Para Comedy. Was steckt dahinter, warum die Entscheidung dafür?

"Para-Comedy" ist ein Format, in dem Behinderte Nichtbehinderten den Spiegel vorhalten, mit welchen Vorurteilen sie tagtäglich in Verbindung gebracht werden und ist auch ein Beispiel für den Stellenwert unserer Eigenproduktionen. Für einen der großen Kanäle wäre dieses Format nicht geeignet gewesen. In diesem Fall bietet Comedy Central als Spartenkanal ganz klar den Rahmen für das Format, das für die Darsteller viel Spaß und hoffentlich noch mehr Chancen mit sich bringt. Die Akteure waren im Vorfeld ja schon als Comedians und Künstler aktiv.

Nach welchen Kriterien haben Sie ausländische Formate eingekauft?

Durch die Anbindung an MTV Comedy Networks, das Comedy-Kanäle in den USA, England, Spanien, Italien und Polen unterhält, waren wir schon immer nah an den internationalen Erfolgen. Viele dieser Serien verkaufen sich hierzulande gut als DVD verkaufen oder haben Homepages mit hohen Visit-Zahlen haben. Wir möchten dem deutschen Publikum diese hochkarätigen Serien präsentieren.

Welche Formate wurden synchronisiert, geht nicht bei einigen der Humor verloren?

Wir werden alle Serien und Shows in einer deutschen Version ausstrahlen, nur die werden hierzulande erfolgreich sein. Es kam ja auch niemand auf die Idee "King of Queens" oder "Sex and the City" im englischen Original zu zeigen. Unser Qualitätsanspruch an die Synchronfassung ist der gleiche wie für die genannten Serien.

Streben Sie ein Recycling von deutschen Klassikern an? Heinz Erhardt oder Loriot?

Nein. An ein Recycling denken wir nicht, dafür ist der kreative Output von Comedy in der Jetztzeit zu gut. Nehmen wir zum Beispiel "Little Britain", das schräge Paralleluniversum von Matt Lucas und David Walliams. Die beiden Komiker werden zu Recht als die "Monty Pythons des 21. Jahrhundert" bezeichnet - nur hierzulande konnte man sie bisher noch nicht sehen. Oder "Stella", ein Comedy-Trio aus New York, das von Kritikern als die neuen "Marx Brothers" gefeiert.

Gibt es prominente Köpfe, die als Präsentatoren eingekauft wurden?

Nein. Das ist nicht das Konzept. Wir setzen auf den kreativen Humus, den frischen Schwung von Comedians, Produzenten, Autoren etc. die ihre große Zeit im deutschen Fernsehen noch vor sich haben. Knacki Deuser und sein Umfeld um die Show "NightWash" ist für mich so ein Beispiel. Die positive Resonanz der deutschen Comedyszene auf Comedy Central, sehe ich als Zeichen, dass wir hier vielleicht einen Innovationschub im Bereich Comedy eventuell liefern können. Wir sind sehr gespannt, welche Synergien sich aus dieser Motivation heraus ergeben und welche Talente in Zukunft das Gesicht von Comedy Central werden. Auf allen Plattformen, on air, online, live und mobile möchten wir Nachwuchskünstlern die Möglichkeit bieten, sich dem Publikum zu präsentieren.

Interview: Kathrin Buchner

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