Die Geschichte von "Haus des Geldes" ist ein durchschlagender Erfolg. Nicht nur für die gewitzte Einbrecherbande, die sich mit genialen Tricks ein Vermögen in der spanischen Banknotendruckerei ergaunert. Sondern auch für die Macher und Schauspieler: Über Netflix wurde das Format aus Spanien unter dem Namen "Money Heist" weltweit bekannt, die Räuber mit den Masken wurden zum Symbol des Widerstands gegen das System und sogar dem alten Partisanenlied "Bella Ciao" verhalf die Serie wieder zu neuem Ruhm.
Eigentlich aber war die ganze Geschichte auf zwei Staffeln angelegt. Wegen des großen Erfolgs wünschte sich Netflix eine Fortsetzung. In der Dokumentation "Haus des Geldes: Das Phänomen" erzählt Serienschöpfer Álex Pina, wie groß seine Sorge war, das Publikum mit der ungeplanten Weitererzählung zu enttäuschen. Eine Zeitlang funktionierte der Kniff noch – in Staffel fünf muss man jedoch feststellen: Genau das ist passiert. Von dem, was "Haus des Geldes" ausgemacht hat, ist nicht mehr viel übrig.
"Haus des Geldes": Autoren und Schauspieler machen Überstunden
Das fängt schon damit an, dass die Serie, die den Widerstand gegen das Finanzsystem zelebriert, sich der gängigen Wirtschaftslogik im Streamingsektor unterwirft: Die letzte Staffel wird in zwei Teile mit jeweils fünf Folgen aufgeteilt – um den Goldesel noch einmal richtig zu melken. Statt bisher acht Folgen pro Staffel gibt es nun also zehn. Aber auch inhaltlich waren die Augen leider größer als der Magen.
Seit drei Staffeln machen Autoren und Schauspieler nun schon Überstunden – und so langsam merkt man das. Die Bande mit den Städtenamen befindet sich immer noch mitten in ihrem zweiten Überfall, diesmal in der Zentralbank von Spanien. Dort haben sie sich mit ihren Geiseln verschanzt, draußen postieren sich Polizei und Militär. Wie immer zieht der geniale Professor im Hintergrund die Fäden: Ihm ist es gelungen, seine Geliebte Lissabon, eine ehemalige Polizistin, aus dem Polizeigewahrsam zu befreien und in die Bank einzuschleusen.
"Money Heist" Staffel 5: Vom genialen Raub zum plumpen Actionmovie
In der fünften Staffel wird aus dem am Reißbrett geplanten Raub endgültig ein Actionmovie: Minutenlang ergeht sich die Serie in wildem Herumgeballer zwischen Räubern, Soldaten und Geiseln. Pistolen, Handgranaten, Maschinengewehre, Flammenwerfer – alles, was das Waffenarsenal hergibt. Spannend und hochklassig erzählt ist das nicht mehr. Diese Eskalation hatte sich in den vorhergehenden Staffeln schon angekündigt, hat aber so gar nichts mehr mit den sauber durchdachten Plänen des Professors zu tun. Der ist immer wieder unabkömmlich, weil ihm die Polizei doch mal zuvorkommt, und muss sich zwischenzeitlich sogar als Geburtshelfer betätigen. Die genialen Ideen, mit denen er der Polizei immer wieder ein Schnippchen geschlagen hat und die "Haus des Geldes" einen Großteil seines Charmes verliehen haben, sind sehr selten geworden.
Gleichzeitig schaffen es die Räuber, sich noch über Liebesangelegenheiten und andere private Dinge auszutauschen, während sie zwischendurch ein paar Salven in Richtung ihrer Gegner feuern. "Haus des Geldes" war schon immer eine Mischung aus Raub und Romanze, doch wenn die anderen Erfolgsfaktoren wegbrechen, fallen die Liebeserzählungen eher unangenehm auf – diesmal vor allem bei Gangsterin Tokio, deren Geschichte aus der ersten Staffel wiederaufgenommen wird.
Finale von "Haus des Geldes" im Dezember 2021
Die letzten fünf Folgen von "Haus des Geldes" sollen Anfang Dezember folgen, dann ist endgültig Schluss – eine sechste Staffel war ursprünglich geplant, wird nun aber doch nicht umgesetzt. Damit stehen die Serienmacher auch vor der Herausforderung, die Erfolgsgeschichte würdig zu Ende zu erzählen. 33 Versionen des Finales habe er geschrieben, erzählte Álex Pina dem Magazin "Esquire Middle East". Hoffentlich hat er sich für die beste entschieden.