Was ist blau und riecht nach meer, äh, mehr? Die Hamburger Polizei. Das denken sich wohl einige TV-Programmplaner und beglücken die Zuschauer nun mit noch einer Polizeiserie. Die dritte im Vorabendprogramm nach "Großstadtrevier" und "Rettungsfliegern". Diesmal im Zweiten, und mit einem Namen, der sowohl Action andeutet als auch nach Hans Albers duftet: "Notruf Hafenkante".
Leidlich bekannte Szenerie
Die Hafenkante, das ist das Elbufer zwischen Oevelgönne und Kehrwiederspitze, leidlich bekannt aus Film und Funk. Hier am Eingang zur Speicherstadt steht das fiktive Polizeikommissariat 21 im Mittelpunkt des neuen 22-Teilers. Erzählt wird, ganz unspektakulär, der Alltag einer Polizeiwache am Hamburger Hafen, mit ein paar netten Beamten darin, die sich um die großen und kleinen Probleme ihrer Mitbürger kümmern.
"Notruf Hafenkante"
Die 22-teilige Serie läuft bis zum 14. Juni jeden Donnerstag um 19.25 Uhr im ZDF
Krimi will die "Hafenkante" nicht sein, sagt ZDF-Redakteur Matthias Pfeifer, vielmehr geht es "um authentische und emotionale Geschichten". Man hätte die Serie auch "in der Kaufhalle" drehen können, sagt Schauspielerin Rhea Harder. Es gehe einfach um Menschen in sehr wichtigen Berufen, so die Darstellerin von Franzi Jung, und wie sie mit den "Problemen umgehen, die sie täglich vor die Füße geworfen bekommen".
Nichts mit Großstadtrevier am Hut
Wem das jetzt zu sehr nach "Großstadtrevier" klingt, der bekommt allerdings Schimpfe von Fernseh-Mann Pfeifer: "Wir haben andere Charaktere und außerdem ist die Kombination Polizei- und Arztserie auch neu". "Polizeiserie, Hamburg, da denkt man als halt als erstes an das 'Großstadtrevier'", sagt Sanna Englund, die in der neuen Serie die Oberkommissarin Melanie Hansen spielt. "Aber wir filmen da, wo die Stadt am Schönsten ist." Und das könne im Gegensatz zum "Großstadtrevier", das hauptsächlich auf St. Pauli und in Altona spielt, eben auch die schicke Elbchaussee oder das traurige Jenfeld sein.
Kurzum: Es menschelt kräftig an der "Hafenkante". Dafür sorgt auch die Verbindung von Polizei- und Krankenhausszenerie. Gleich in der ersten Folge müssen sich die vier Polizisten, neben Englund und Harder gespielt von Thomas Scharff und Frank Vockroth, mit einem Kind befassen, das Angst vor seinen Eltern hat. Da trifft es sich natürlich gut, dass Ärztin Anna Jacobi (Marie-Lou Sellem) im Elbkrankenhaus nebenan gleich eine Kindesmisshandlung diagnostiziert und so die wahre Schuldige ausmachen kann.
Weil "Notruf Hafenkante" am Vorabend gesendet wird, und um diese Uhrzeit noch nicht alle Kinder im Bett sind, will oder muss das ZDF natürlich auch seinem Bildungsauftrag nachkommen: "Wir wollen eine Polizei, die als Vorbild dient. Eine, die Lösungen bietet, bevor Situationen eskalieren", sagt Produzent Michael Lehmann über den pädagogischen Ansatz von "Notruf Hafenkante".
Dieser sicher gut gemeinte Vorsatz ist aber auch das Handicap der Serie. Zwar sind die Charakter alle mehr oder weniger knuffig, und es mangelt auch nicht am gebotenen Vorabend-Kitsch, doch allzu oft liegt eine bleierne Betulichkeit über der "Hafenkante". Vielleicht ist das noch ein Manko der ersten Folgen. Vielleicht aber auch nicht. Die neuen Folgen vom "Großstadtrevier" starten übrigens im Februar.