Acht Dienstage lang haben sie bei "Sing meinen Song" gegenseitig ihre Lieder interpretiert, Geschichten aus ihrem Privatleben erzählt, zusammen angestoßen - und dabei sich und uns eine schöne Zeit bereitet. Show-Host Mark Forster und seinen Gästen Marian Gold, Mary Roos, Judith Holofernes, Johannes Strate, Leslie Clio und Rea Garvey gebührt dafür zuallererst ein Dankeschön.
Nicht alle Teilnehmer haben die Chance in gleichem Maße genutzt, in den acht Wochen auf ganzer Linie zu überzeugen. Wir ziehen Bilanz und küren Gewinner wie Verlierer der aktuellen Staffel.
Leslie Clio nutzte "Sing meinen Song"
Bei den Siegern muss zuallererst Leslie Clio genannt werden. Vor Beginn der aktuellen Staffel dürfte die 31-Jährige nur den wenigsten Zuschauern bekannt gewesen sein. Nachdem sie sich bei "Sing meinen Song" vor durchschnittlich rund zwei Millionen Fernsehzuschauern präsentieren durfte, sieht die Sache anders aus: Clio zeigte ihr enormes musikalisches Potenzial, mit dem sie die Songs ihrer Kollegen in etwas Neues, Eigenes verwandelt hat. Dazu verfügt sie über eine beeindruckende, soulige Stimme. Abseits der Bühne gab sie sich eher introvertiert, was ihre musikalischen Ausbrüche umso überraschender machte.
Was bleibt übrig, wenn man bei Alphaville die Synthesizer wegnimmt? Diese Frage werden sich vor Beginn der Show viele Fans gestellt haben. Die Antwort: eine beeindruckende Stimme, die mehr mit der Erdigkeit des Blues gemein hat als mit 80er-Jahre-Pop. Marian Gold hat musikalisch am meisten überrascht. Dazu gab er in den Gesprächen auf dem Sofa spannende Einblicke in sein Leben. Vor allem die Geschichten aus den Jahren, bevor er mit Alphaville berühmt wurde und sich in Berlin ohne festes Dach über dem Kopf durchschlug, berührten.
Rea Garvey und Mary Roos gewannen Sympathien
Auch Rea Garvey konnte die Chance nutzen, sich dem Publikum in entspannter Atmosphäre zu präsentieren. Wer mit seiner Musik vorher nichts anfangen konnte, wird durch "Sing meinen Song" nicht zum Fan geworden sein. Aber wer nach diesen acht Folgen nicht den dringenden Wunsch verspürt, mit dem grundsympathischen Iren ein paar Biere trinken zu gehen, dem ist auch nicht zu helfen.
Natürlich darf auch ihr Name bei den Gewinnern nicht fehlen: Mary Roosbezauberte sämtliche anwesenden Künstler - und vermutlich auch einen Großteil des Publikums. Wer sie vorher für eine Schlager-Trulla gehalten hat, wird sein vorschnelles Urteil bereuen: Sie ist eine Künstlerin ersten Ranges, die von Chanson bis Jazz eine große Bandbreite beherrscht und auch mit ihren 69 Jahren im Kopf beweglicher und neugieriger ist, als so mancher 20-Jähriger.
Sie blieben blass
Ein bisschen mehr erwartet hätten wir uns dagegen von Judith Holofernes. Sie gehört zu den talentiertesten deutschen Musikerinnen des 21. Jahrhunderts. Davon war bei ihren Performances leider wenig zu sehen, fast alle Songs klangen bei ihr sehr ähnlich.
Leider ist auch von Revolverheld-Sänger Johannes Strate wenig hängen geblieben. Auf der Bühne zeigte er zwar, dass er ein Vollblutmusiker ist, in den Gesprächsrunden blieb er dagegen blass. Während er davon fabulierte, dass seine Band ja "Haltung" zeige, ließ er genau das vermissen.
Da Mark Forster bereits im vergangenen Jahr bei "Sing meinen Song" mitgemacht hat, fällt er hier aus der Wertung.
Insgesamt eine Zusammenstellung, die viel besser funktioniert hat, als man das beim Anblick der Namen vorher gedacht hätte. Auch deshalb ist es eine gute Nachricht, dass Vox unmittelbar nach dem Ende dieser Staffel bekannt gab, dass "Sing meinen Song" im kommenden Frühjahr in eine neue Runde geht.