"Die Songs sind bekannter als wir": Nicht viele können das von ihrer Musik sagen. Bei dem Berliner Duo SDP trifft das zweifellos zu. Fast jeder kennt die Lieder, kaum einer seinen Namen. Das könnte sich nun ändern. Denn im Mittelpunkt der zweiten Folge von "Sing meinen Song" standen Vincent Stein und Dag-Alexis Kopplin. Die zwei kennen sich seit sie zwölf sind und machen unter dem Namen SDP seit mehr als 20 Jahren Musik.
Da sie zu Beginn ihrer Laufbahn häufig mit der SPD verwechselt wurden, legten die beiden einer LP das SDP-Parteibuch bei - mit Regeln wie: "Wenn mir ein Lied von SDP nicht gefällt, ist das meine Schuld und ich schäme mich." Diese Phase ist aber schon lange vorbei: "Wir sind keine Partei. Wir haben unseren eigenen Staat gegründet: Bunte Rapublik Deutschpunk" - so auch der Name ihres 2014 veröffentlichten Albums.
Darauf ist auch der Titel "Tanz aus der Reihe" enthalten, mit dem Clueso den Abend eröffnet. Der Song passe gut zu seinem Leben, sagt der Erfurter, der in der Vorwoche bereits von seinen vielen Schulverweisen erzählt hat. Tatsächlich macht er den Song zu seinem eigenen - indem er in die zweiten Strophe spontan improvisiert.
"Sing meinen Song": SDP bringen die Gruppe zum Tanzen
Lotte verwandelte anschließend "Ich will nur, dass du weißt" in eine glitzernde Jazzballade, ehe Elif "Ne Leiche" mit einem sanften Reggae-Beat unterlegte. Kelvin Jones nahm sich "Kurz für immer bleiben" vor. "Das kann unser Song für diese Staffel sein", begründete der Sänger seine Wahl.
Wie gut die "bekannteste unbekannte Band der Welt" wirklich ist, zeigte sich, als SDP ihren eigenen Song "Die schönsten Tage" vorstellten: Obwohl ganz neu und allen Beteiligten unbekannt, ging er sofort ins Ohr und sorgte für Partystimmung. Anschließend wurde es wieder ruhiger: Die Symphonic-Metal-Queen Floor Jansen sang "Unikat" als Piano-Ballade, Gastgeber Johannes Oerding beschloss den Reigen mit "Millionen Liebeslieder".
Ein glücklicher Dag-Alexis Kopplin bezeichnete den Abend als "positiv traumatisches Erlebnis", und begründete das Urteil so: "Ich werde die Songs nie mehr singen können, ohne an euch zu denken."
Abba - wie Sie sie die Gruppe noch nie gesehen haben

Rechts: Anni-Frid "Frida" Synne Lyngstad 1956 im Alter von elf Jahren. Als Tochter einer Norwegerin und eines deutschen Besatzungssoldaten hatte sie keine leichte Kindheit. Ihre Mutter starb noch vor ihrem zweiten Geburtstag, ihren Vater lernte sie erst 1977 kennen.
Dass die beiden Berliner mehr sind als oberflächliche Party-Mucker, bewiesen sie auch mit der Wahl für die beste Performance des Abends. Weil sie zu zweit sind, durften sie auch zwei Blumen vergeben: Eine erhielt Floor Jansen für ihre gefühlvolle Version von "Unikat". Die zweite Blume ging an Kelvin Jones, "weil mich deine Geschichte so bewegt hat". Der gebürtige Simbabwer muss bei der Songzeile "Lass uns kurz für immer bleiben" an seine Oma denken, die in Südafrika lebt und die er nur sehr selten sieht. Jedes Mal könnte das letzte Mal sein, sagt Jones, deshalb hat er seine Version des Songs für seine Oma gesungen.
Daran sieht man: Auch harmlose Stimmungsmusik kann eine tiefere Botschaft enthalten. Im Falle von SDP schließen sich jedenfalls Tanzen und Nachdenken nicht aus.
"Sing meinen Song" läuft immer dienstags um 20.15 Uhr auf Vox. Die aktuelle Folge kann auch bei RTL+ gestreamt werden.