Sexismus, Ignoranz und Witze auf Kosten benachteiligter Gruppen: Diese und ähnlich klingende Vorwürfe muss sich Moderator Thomas Gottschalk nach der neuesten Ausgabe von "Wetten, dass..?" anhören. Und sie haben durchaus ihre Berechtigung. So waren etwa die Fußballnationalspielerinnen Giulia Gwinn und Alexandra Popp zu Gast auf der Interview-Couch.
Doch nicht mal die Namen der beiden konnte er sich merken, nannte Giulia einfach Giuliana, obwohl das nun wirklich kein komplizierter Vorname ist. Auch über Gwinns seit Wochen bekannte Kreuzbandverletzung war er offensichtlich nicht informiert, fragte: "Eine von euch beiden ist gerade verletzt, welche ist das?" Immerhin konnte er sich erinnern, dass die Verletzung mit dem Kreuzband zu tun hat, prophezeite Gwinn aber direkt das Ende ihrer Karriere, was auch die Profi-Fußballerin sichtlich verwirrte. Auf Twitter sind die User schockiert: "Da reißen die Frauen im Sommer bei der EM alles ab und Gottschalk bringt denen keinen Respekt entgegen, ist vollkommen uninformiert. Ganz, ganz bitteres Interview. Alexandra Popp und Giulia Gwinn haben das nicht verdient."
Auch Co-Moderatorin Michelle Hunziker musste sich einiges anhören von Gottschalk. Direkt zu Beginn macht er Witze über Hunzikers Liebesleben: "Kaum lässt man dich mal kurz alleine, angelst du dir so einen Sixpack-Doc." Und auch später lässt er nicht locker, sagt noch einmal: "An Michelles Seite ist noch kein Mann eingeschlafen." Die kontert leider nicht, sondern erwidert nur in Klein-Mäuschen-Manier: "Du bist aber frech heute". Über Gottschalks Eheaus mit seiner Frau Thea wird schließlich auch nicht in der Sendung gesprochen. Beziehungsweise: Warum denn eigentlich nicht? Bei Hunziker scheint das ja salonfähig zu sein.
Thomas Gottschalk bei "Wetten, dass..?": Mit einigen Kommentaren lag er sehr daneben
Doch nicht nur die anzüglichen Kommentare stoßen auf Unverständnis, auch der Einsatz bei einer Wette bekommt Kritik ab. So sollten Michael "Bully" Herbig und Christoph Maria Herbst als Strafe für ihre verlorene Wette mit einem roten Tütü und Zylinder über die Bühne tanzen. Auf Twitter zeigen sich User darüber entsetzt, dass das Tragen von Frauenkleidung als "Strafe" eingesetzt werde und als "peinlich" gelte. Dabei ist Crossdressing längst in der Gesellschaft angekommen, wird sogar in Film, Kunst und Kultur aufgegriffen, und sollte deshalb nicht mehr zu einem Gag in einer renommierten Samstagabend-Show herabgespielt werden.
Das Konzept der Sendung sei nach wie vor gut, aber Thomas Gottschalk gehört ersetzt, finden auch viele User auf Twitter. Zeit für einen Generationenwechsel. "Die Wetten waren alle gut unterhaltend, aber die Moderation… entschuldigt, aber Herr Gottschalk gehört einfach nicht mehr vor die Kamera" oder "Diese Sendung hätte heute durchaus großes Potential, wenn Christoph Maria Herbst und Michael 'Bully' Herbig die Moderation übernommen hätten". Auch Joko und Klaas werden online diskutiert. Doch dass der sichtlich unvorbereitete Gottschalk nicht mehr weiter (auf diese Art) moderieren sollte, darin mag man sich einig sein. Denn Thomas Gottschalk scheint sich für seine Gäste nicht mal halb so sehr zu interessieren wie für sich selbst.