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Aufregung um Talkshow Sandra Maischberger reagiert auf Homophobie-Vorwurf

Weil sie mit homophoben Gästen über Homophobie sprechen möchte, muss Sandra Maischberger Kritik einstecken. Die Talkerin reagiert auf die Vorwürfe, an den umstrittenen Gästen hält sie aber fest.
Von Carsten Heidböhmer

Es gehört zum Wesen der Talkshow, dass hier kontrovers diskutiert wird. Das darf und soll so sein. Ob das aber automatisch heißt, dass jede Stimme Gehör findet, steht auf einem anderen Blatt. An Sandra Maischbergers aktueller Sendung "Menschen bei Maischberger", die an diesem Dienstagabend ausgestrahlt wird, hat sich bereits im Vorfeld heftige Kritik entzündet. Und das gleich aus mehreren Gründen. Unter dem Titel "Homosexualität auf dem Lehrplan: Droht die moralische Umerziehung?" möchte die Talkerin über das Vorhaben der grün-roten Landesregierung diskutieren, im Schulunterricht über sexuelle Vielfalt aufzuklären.

Im Prinzip ein legitimes Ansinnen. Doch vor allem zwei Dinge stoßen vielen Kritikern übel auf. Zum einen die reißerische Fragestellung im Titel der Sendung. Ziel der Politiker ist es, die Schüler aufzuklären. Dieses Ansinnen mit dem Begriff moralische Umerziehung zu verbrämen und die ideologische Wortwahl nicht in Anführungszeichen zu setzen - das geht vielen deutlich zu weit. Der Medienkritiker Stefan Niggemeier hat dies mit einem Tweet auf den Punkt gebracht:

Maischberger hat auf diese Kritik inzwischen reagiert. Auf der Homepage ihrer Sendung sind die Worte nun in Anführungszeichen gesetzt (siehe untenstehendes Bild). Auch der Ankündigungstext wurde nachträglich geändert. Die Formulierung "Und sind traditionelle Werte unserer Gesellschaft in Gefahr?" ist ersatzlos gestrichen. Allerdings hält es die Redaktion noch immer für nötig, den Begriff der sexuellen Vielfalt in Anführungszeichen zu setzen.

In einem anderen Kritikpunkt bleibt die Redaktion dagegen hart: der Auswahl der Gäste. Mit der katholischen Journalistin Birgit Kelle und dem Generalsekretär der "Deutschen Evangelischen Allianz", Hartmut Steeb, sitzen gleich zwei Diskutanten in der Runde, die von dem schwul-lesbischen Magazin "Queer" als "notorische Homo-Hasser" bezeichnet werden.

"Homosexualität ist nicht die Norm"

Auf der Website von "Menschen bei Maischberger" gibt es kleine Kostproben, die das Toleranzverständnis der beiden Gäste zum Ausdruck bringen. Birgit Kelle kritisiert, dass "alle sexuellen Spielarten als gleichwertig und normal zu akzeptieren seien". Hartmut Steeb stößt ins gleiche Horn: "Homosexualität ist nicht die Norm", wird der Vater von zehn Kindern zitiert.

Muss man solchen Menschen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Raum geben, ihre Thesen und Ansichten zu verbreiten? Ja, meint Maischberger. Man könne die Debatte nicht unter lauter Gleichgesinnten führen, sagte sie der Nachrichtenagentur DPA - und publizierte die Meldung auf der Facebook-Seite zu ihrer Sendung. Es käme sofort der Vorwurf der Einseitigkeit.

Man kann es aber auch so sehen, wir es der Journalist René Martens im Medienblog "Altpapier" formuliert hat: "Dass Maischberger irgendwann mal Nazis einlädt, um mit ihnen über Antisemitismus zu plaudern, kann man mittlerweile nicht mehr ausschließen."

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