Der Titel dieses TV-Krimis ist nichtssagend. "Mord in Aschberg" könnte auch irgend eine doofe Serienfolge einer mittelmäßigen Vorabendserie sein. Aber, halt: Wenn man liest, dass Markus Imboden hier Regie führte, muss man hellhörig werden. Nicht nur das: Man muss unbedingt einschalten. Denn Markus Imboden ist ein Großer. Ich möchte mich sogar zu der Behauptung hinreißen lassen, dass Markus Imboden der beste Regisseur ist, den das deutsche Fernsehen zur Zeit beschäftigt. Dieser Mann bürgt für Qualität und Unterhaltung. Er verfilmt stets gute Stoffe, hat einen Sinn für skurrile Komik, erzählt dennoch stringent und weiß seine Filme grandios zu besetzen. Das ist auch im vorliegenden Fall, den das Fernsehgericht zu verhandeln hat, nun ja... der Fall.
"Das Fernsehgericht tagt"
Der Wildwuchs im TV-Dschungel braucht Orientierungs-Schneisen. Was lohnt sich? Was nicht? Die stern-Redakteure Oliver Creutz und Kester Schlenz sichten jede Woche in dieser Rubrik TV-Filme - und richten darüber.
In "Mord in Aschberg" ist zum vierten Mal der großartige Schauspieler Hinnerk Schönemann als durchgeknallter Privatdetektiv Finn Zehender zu sehen. Unterstützt von Top-Mimen wie Thomas Thieme, Katja Danowski, Florian Lukas, Stephanie Eidt, Aljoscha Stadelmann und Peter Schneider. Den Inhalt dieser Folge zu erzählen, macht wenig Sinn. Nichts gegen Drehbuchautor Holger Karsten Schmid. Der versteht seinen Job. Aber nicht die eigentliche Handlung, sondern die Atmosphäre, die Situationskomik, die irren Typen zählen hier. Kurz gesagt geht es um Mord, Erpressung und Ehebruch. Und um einen coolen Killer. Und das alles in der beschaulichen, norddeutschen Provinz.
Zehender ermittelt in diesem Durcheinander als eine Art genialer Depp: mal irrlichternd und naiv, mal bauernschlau und zupackend. Ein norddeutscher James Bond mit Ausfallerscheinungen. Eine nackte Kanone mit großer Durchschlagskraft. Ein Mann wie ein Bonsai.
Das Urteil: Unbedingt ansehen. Unterlassungen werden vom Fernsehgericht strengstens bestraft. "Mord in Aschberg" ist nämlich große Unterhaltung. Komisch, skurril, grandios erzählt und umwerfend gut gespielt. So muss Fernsehen sein.
"Mord in Aschberg", ZDF, 26.5., 20.15 Uhr
Unter www.finnzehender.zdf.de gibt es einen tollen Comic mit dem schrägen Privatermittler.