Was die Attraktivität angeht, steht sie ihrer Vorgängerin in nichts nach. Nach einem Trailer, der unnötigerweise durch ein paar Windmaschinen, die ihre schönen Haare sanft in Bewegung halten auch als ein Spot für ein All-Wetter-Haarspray durchgegangen wäre, und bei dem ihr Lächeln wie eingefroren wirkt, begrüßt sie uns dann freudestrahlend im Studio. Man nimmt ihr ab, dass es 300 Freunde gibt, die sie vor der Sendung gefragt haben, ob sie aufgeregt sei. Nun war sie ja schon die Ferienvertretung für Nina Ruge, Sendung und Team sind für sie nicht neu. Aber sie moderiert mit einer erstaunlichen Lockerheit und Souveränität. Die Moderationen haben einen Ich-Bezug ("Musik aus meiner Jugend"), sind mal ernst, mal ironisch ("Wenn Sie grau sehen, liegt das nicht am Fernseher") und klingen wirklich so, wie Menschen sprechen, die uns spannende Geschichten erzählen. Außerdem scheint es ihr Spaß zu machen. Da gehen die Themen manchmal ein bisschen schnell ineinander über, aber der Teleprompter wartet eben nicht.
Zur Person:
Michael Rossié arbeitet seit 20 Jahren als Sprechtrainer und Coach im Auftrag verschiedener Radio- und Fernsehsender. Er bildet Schauspieler für die Arbeit mit der Kamera aus, schult Moderatoren und Sprecher, coacht Prominente für Fernsehauftritte und berät Musikgruppen für die Moderationsanteile bei ihren Live-Auftritten.
Daneben ist er Autor der Bücher "Sprechertraining" (2000) und "Frei sprechen" (2004), beide in der Reihe "Journalistische Praxis" des List-Verlages erschienen, sowie des Buches "Schwierige Gespräche - live" (2005) im Haufe Verlag.
Auch die Beiträge, die sie vertont, sind deutlich besser als der mit Dialektfehlern (Spoat, Hehrausforderung, Musikk), Allerweltsfloskeln (Göttergatte, kulinarische Genüsse, Spiel mit dem Feuer) garnierte Singsang, der anderen Off-Sprecher, die mal Peter O'Toole englisch und im selben Satz Martin Scorsese deutsch aussprechen. Und Penelope Cruz von einer Sprecherin mit einem entzückenden S-Fehler sprechen zu lassen, das ist dann schon unfreiwillig komisch. Auch sprachlich ließe sich an den Vertonungen noch arbeiten: Da werden "Zuschauer bei der Stange gehalten" und jemand "durch einen Schuss ins Gefängnis befördert".
Nein, die Webb, die weiß besser wie man das macht. Die Sätze sind kurz, haben jeder einen anderen Unterton und klingen locker dahingesagt. Dass sie jede Verneinung betont, sei ihr verziehen. Den Fehler machen die anderen ja auch. Und dass es Könikreich und nicht Könichreich heißt, das wird man ihr schon noch sagen. Schließlich dürfte der Begriff noch häufiger vorkommen.
Die verschiedenen Laptops, die geschickt im Studio verstreut sind, sollen uns suggerieren, dass sie nicht nur moderiert, sondern auch redaktionell arbeitet. Und das glauben wir ihr. Die komplizierten Namen der Prominenten spricht sie völlig mühelos richtig aus, und man hat immer das Gefühl, dass sie weiß, wovon sie redet. Sie scheint nicht nur so zu tun, als habe sie die Beiträge wirklich gesehen.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Moderatoren im ZDF muss sie auch nicht völlig unmotiviert im Studio einen Parcours ablaufen, sondern bei "Leute heute" bewegt sich die Kamera. Das stört tatsächlich ungleich weniger.
Und wie verabschiedet sie sich? Auch mit drei Worten: Schönen Abend! Tschüss. Aber das auch nur bei der ersten Sendung. Die Frau ist noch für so manche Überraschung gut. Wochentäglich um 17.45 Uhr im ZDF.