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Günther Jauch stellt neue Show vor Lass es erstmal laufen

Die Erwartungen an Günther Jauchs erste Polittalkshow sind exorbitant. Auch die Gegner werden genau hinschauen. Vielleicht ist der Starmoderator deshalb schon mal in die Verteidigung gegangen.
Von Sophie Albers

Der Ort ist Programm. Die neueste ARD-Polit-Talkshow "Günther Jauch", die ab dem 11. September jeden Sonntag auf das Gesprächsrunden-begeisterte deutsche Fernsehpublikum losgelassen wird, ist im Gasometer in Berlin-Schöneberg zuhause. Das 80 Meter hohe Industriedenkmal wurde für die Sendung neu ausgebaut. Der offene Turm aus einem Metallgerüst ist mit einer Kuppel versehen, die nicht zufällig an die des Reichtstags erinnert. An diesem Montag hat der Deutschen liebster Moderator unter dieser Kuppel schon mal Platz genommen. Er stellt seine Show der Presse vor. Allerdings verkommt die Präsentation ein wenig zur Rechtfertigung. Also gut, dass er sich dieses ehemalige Gebäude zur Gasspeicherung ausgesucht hat. In dem ging es schließlich von Anfang an um Druckausgleich.

Jauch posiert in betongrau-seriösem Anzug zu feinen Lederschuhen. Das Lächeln ist sehr klein, schließlich geht es um Politik und Gesellschaft, "relevant und emotional bewegend", wie es in der Ankündigung heißt. Die reiht Fotos der ARD-Talker Plasberg, Maischberger, Will, Beckmann und Jauch, in dieser Reihenfolge, auf und lässt die Männer aussehen wie eine Fielmann-Werbung. So richtig entspannt wirkt Jauch nicht. Sei er auch nicht, sagt er später. Schließlich habe er so eine 60-minütige Liveshow, die sich auf ein Thema konzentriert, noch nie gemacht.

"Und jetzt noch mehr Emotion!", witzelt ein Fotograf. Vor der Fotowand ändert sich aber nichts, nicht mal die Position. Wüsste man nicht, dass es Jauch ist, könnte man meinen, der Schlacks im Anzug sei ein bisschen verdattert.

"Nicht die Neuerfindung des Fernsehens"

Entspannen tut sich der "Wer wird Millionär?"-Star, den die Deutschen schon zum Kanzler wählen wollten erst, als er im Sessel sitzt. Zwei Sitzgruppen gibt es in der Sendung, eine größere und eine kleinere. Eingeklemmt zwischen NDR-Intendant Lutz Marmor und Programmdirektor Volker Herres darf Jauch sich dafür rechtfertigen, warum er meine, dass Deutschland eine weitere Talkshow brauche. Man mag von dem 55-Jährigen halten, was man will, aber zuweilen hat es den Anschein, dass manche ihn scheitern sehen wollen. Doch - und das macht seinen Charme ja auch aus - Jauch bleibt freundlich. Und lässt erstmal die anderen machen. Es geht heute schließlich darum, den Druck rauszunehmen.

"Wir erwarten nicht die Neuerfindung des Fernsehens", sagt der agile Marmor. Wie zur Bestätigung sieht Jauch mit seinem Hamsterwangen aus wie ein kleiner Junge. Als Herres sich dann - geradezu feist - am FC-Bayern-Vergleich ergötzt ("Die ARD hat die Stars und die tollste Mannschaft") und ziemlich überheblich die anhaltende Kritik abwatscht, dass fünf Talkshows für einen Sender vielleicht etwas viel sind, guckt Jauch, als sei ihm gerade ein bisschen übel.

"Die Leute wissen, wer da sitzt"

Dann darf er endlich: Nein, der 11. September sei nicht absichtlich als erster Sendetermin gewählt worden, aber er werde wohl Thema der Debütsendung sein, wenn nichts Aktuelles dazwischen kommt. Und ja, es gehe darum, aktuelle Themen interessant und lebensnah aufzubereiten. Unter anderem solle es eine Rubrik geben, in der Begriffe innerhalb von 60 Sekunden erklärt werden. Er fände es toll, "wenn man ein bisschen klüger aus der Sendung rausgeht", so Jauch. Oder vielleicht sogar seine Meinung geändert hat. Und nein, er habe nicht den Plan, sich zu ändern. Das sei nun eine andere Aufgabe, "aber die Leute wissen, wer da sitzt". Und ja, man wolle auch Themen setzen, aber "ich würde davor warnen, da Experimentalfernsehen zu machen."

Schließlich bittet der angenehme Herr Jauch, wie das Publikum ihn kennt und schätzt, um Geduld: Man müsse der Sendung Zeit geben, sich zu entwickeln. "Ich will Evolution, keine Revolution." Und er sei sich sicher, dass er die hohen Erwartungen überhaupt nicht erfüllen könne. Denn Fernsehen sei nichts, wo man oben fünf Euro reinschmeisst, "und unten kommt in immer gleicher Qualität eine Packung Peter Stuyvesant heraus". "Lassen Sie die Sendung erst mal laufen!", so sein Appell.

worst case scenario

Und was wäre das Schlimmste, was am kommenden Sonntag passieren könnte? "Das doch Florian Silbereisen als Ersatzprogramm laufen muss. Das wäre nicht schön", so Jauch.

Aber da gibt es noch etwas: Wegen der Druckverhältnisse im Gasometer darf man die großen Eingangstüren nicht gleichzeitig öffnen, sonst haut eine kleine Druckwelle die um, die reinwollen, weiß eine Mitarbeiterin.

P.S. Jauchs ARD-Sendung wird von seiner Firma I&U produziert, die auch für "SternTV" verantwortlich ist und mit stern.de zusammenarbeitet.

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