Das Wettertief "Bernd" sorgte am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag in NRW für Starkregen, Hochwasser und Verwüstungen. Mehrere Menschen kamen ums Leben, noch immer werden Dutzende vermisst. Noch in der Nacht wurde erste Kritik am Westdeutschen Rundfunk (WDR) laut. Der Vorwurf: Regionalsender hätten die Bewohner der Region nicht rechtzeitig gewarnt, sie regelrecht allein gelassen.
Hochwasser in NRW: Wut über den WDR
Thomas Lückerath, Chefredakteur des Medienmagazins "DWDL" kommentierte das Verhalten des Öffentlich-Rechtlichen harsch mit "unterlassener Hilfeleistung". "Der WDR war beinahe ein Totalausfall. Beinahe, weil man auf der Website einen einsamen Text-Ticker aktualisiert. Und Twitter wurde irgendwann aktualisiert. Im laufenden Programm, egal ob Fernsehen oder Radio, gab es aber Dienst nach Vorschrift", kritisierte Lückerath. "Im TV läuft jedoch unbeirrt die Doku 'Vom Traum zum Terror - München 72', im Radio - etwa bei WDR 2 - die übliche Übernahme der ARD-Popnacht. Nicht einmal ein Laufband informiert oder verweist auf den einsamen Ticker auf der Website. Fast drei Stunden lang spitzt sich die Lage zu, ohne dass der WDR in den Programmen berichtet", schrieb der Journalist in seinem Kommentar.

Auch auf Twitter waren Nutzer teilweise empört und fassungslos. "Kann mir gerade richtig gut vorstellen dass die Entscheidungskette zum Thema 'Programm aufmachen' beim WDR gerade irgendwo zwischen Urlaubszeit und Istabernichtlandesweit! und HatdafürkeineProkura hängt, während die Mitarbeiter selbst längst draußen und startklar wären", schrieb Journalist Falk Steiner auf dem Kurznachrichtendienst.
"Es ist doch ganz einfach: Das nächste Mal muss die Talsperre nur ein Lied über Omas, Hühnerställe und Motorräder singen. Dann wird sich Tom Buhrow live on air alle 15 Minuten entschuldigen, und wenn man schon mal da ist, kann man auch über die aktuelle Lage berichten", kommentierte ein Nutzer ironisch.
WDR verteidigt sich auf Twitter
Lob bekommt derweil "Radio Wuppertal". Der private Radiosender änderte umgehend sein Programm und informierte seine Hörer:innen die gesamte Nacht lang.
Als der WDR am Donnerstagmorgen twitterte, seine Reporter seien im Einsatz und berichten im Ticker, antwortete ein Nutzer ironisch: "Guten Morgen, schön, dass ihr auch mal wach seid. Die Infos auf der Seite sind 1 1/2 Stunden alt. Ist euch bewusst, dass in eurem Sendegebiet gerade eine Katastrophe stattfindet und ihr den Auftrag habt die Bevölkerung zu informieren?" Der Sender verteidigte sich gegen den Vorwurf, alte News zu senden. "Die Infos sind aktuell", antwortete man auf dem Twitter-Account.
Zudem heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag: "In der Nacht hat der WDR im Netz auf WDR.de und bei WDRaktuell zur Situation in Wuppertal, Euskirchen und Rhein-Sieg-Kreis aktualisierte Infos gepostet und alle 30 Minuten monothematische Sonderausgaben der Radio-Nachrichten auf allen Wellen gesendet." Beim Jugendsender 1Live sei das Thema die ganze Nacht lang mit Beiträgen in der jungen Nacht der ARD für ganz Deutschland begleitet worden. "Die ARD Nacht-Programme, wie die ARD Info Nacht, wurden aus dem WDR Newsroom mit Informationen versorgt." Für Donnerstag seien "Sondersendungen im Radio und Fernsehen zu Auswirkungen des Unwetters in NRW" geplant.
Der Sender teilte mit, dass das WDR-Studio in Wuppertal "so stark vom Unwetter betroffen ist, so dass der Sendebetrieb gestört war". Die Stadt Wuppertal habe in den frühen Morgenstunden aus Sicherheitsgründen den Strom abgestellt. Die Regionalnachrichten aus Wuppertal würden deshalb vom WDR-Studio Köln übernommen, um die Bevölkerung zu informieren.
Eine Anfrage um Stellungnahme beim WDR läuft. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war die noch nicht eingetroffen.
Verwendete Quelle: "DWDL.de"