Schon die Ankündigung sorgte am Freitag für einige Aufregung im Netz. "Die heutige Ausgabe des @zdfmagazin ist erst ab 16 freigegeben und darum erst ab 22 Uhr in der Mediathek. Im Ernst", ließ Jan Böhmermann via Twitter wissen. Der Satiriker heizte damit die Neugier auf die Ausgabe seines "ZDF Magazin Royale" am späten Freitagabend zusätzlich an. Was soll in der Satireshow so heikel sein, dass das ZDF in seiner Mediathek den Jugendschutz aktiviert?
Etwa die Corona-Erkrankung des 41-jährigen Satirikers? Sicherlich nicht. Die Infektion zwang Böhmermann dazu, sein Magazin aus der heimischen Quarantäne heraus zu moderieren. "Zwei Jahre ist es gut gegangen – und jetzt ist es doch passiert. Das Coronavirus hat den allerletzten Stolz über Bord geworfen und geht sogar auf unseriöse ZDF-Vollidioten drauf", sagte Böhmermann sichtlich von der Krankheit gezeichnet. "Ich hab Covid-19." Sein Pult im Kölner Studio, an dem Böhmermann während der Sendung üblicherweise sitzt, war verwaist. Stattdessen war der Oberkörper des Entertainers hochkant auf einem Flachbildschirm zu sehen.
Böhmermann: "Gebührenfinanziert – das kitzelt am meisten"
Die Handy-Optik passte zum Schwerpunkt-Thema: Die Gesetzeslücken rund um die Pornobranche im Internet. Böhmermann und sein Team beklagten die Skrupellosigkeit der Betreiber großer internationaler Pornowebseiten, die ihren Sitz in aller Regel in Europa hätten. "Ich denke, wir können uns darauf einigen: Pornos sind heutzutage wie Schokolade und Kaffee. Ganz normal. Und deswegen müssen sie eigentlich auch fair sein." Jedoch wimmele es im Netz von Filmen, die illegal entstanden seien oder Vergewaltigungen zeigten – selbst dann, wenn die kriminellen Filme offiziell aus dem Angebot gelöscht worden sein sollten.
Und dann kam's: Böhmermann sagte, seine Sendung wolle mit gutem Beispiel vorangehen und einen fairen Porno zeigen. "Ihr Einverständnis vorausgesetzt, haben wir ein paar Rundfunkgebühren in die Hand genommen", so der Satiriker, und "unseren Bildungsauftrag erfüllt! Wir haben wirklich einen ethisch korrekten, queer-feministischen Hochglanzporno produziert" – mit "großem Mainzel-Ehrenwort: Niemand ist bei dem Sex zu Schaden gekommen, die Darsteller:innen mussten nichts tun, was sie nicht wollten, alle wurden vernünftig bezahlt."
Auch mit dem Zweiten sah man nix
Dumm nur: Zeigen durfte Böhmermann die Porno-Pioniertat nicht – weder im Fernsehen, noch in der Mediathek, da sind "sehr sehr viele Gesetze" vor, die – anders als im Netz – "auch durchgesetzt werden". Immerhin gab es aber einen Trailer zu sehen, mit reichlich Ausschnitten aus Gruppensex-Szenen, in den allerdings Böhmermanns eingeblendetes Gesicht den Blick auf die entscheidenden Stellen versperrte: "Achtung! Wenn Sie sich sexuell erregen lassen, könnte sich das ZDF strafbar machen."
Mit dem Zweiten sah man diesmal also keineswegs besser. Und im Internet? Findet man den öffentlich-rechtlichen Porno wenigstens wie alle anderen, teils zweifelhaften Sex-Filme im weltweiten Netz? Ganz schwer, selbst wenn man richtig sucht, beteuerte Böhmermann mit einem sehr unschuldigen Blick.