Vor fast einem Jahr haben Sie die "Lindenstraße" nach fast 33 Jahren auf eigenen Wunsch verlassen. Hatten Sie keine Lust mehr?
Ich wollte nicht länger einen an Parkinson leidenden Mann spielen. Es ist eine Krankheit, die Mimik, Gestik und Sprache – also die wichtigsten Fähigkeiten eines Schauspielers – immer mehr einschränkt. Das hat mich zunehmend belastet.
Im März 2020 wird die Serie abgesetzt. Sind Sie froh, rechtzeitig selbst den Schlussstrich gezogen zu haben?
Für mich war es richtig und gut, aber es schmerzt mich trotzdem, dass es die Serie bald nicht mehr geben wird, und mit ihr ein Ensemble und Team, dem ich mich immer sehr verbunden gefühlt habe.
Haben Sie das Serien-Aus geahnt?
Es gab Anzeichen, dass die "Lindenstraße" nicht mehr ewig weiterlaufen würde: die Sendepausen im Sommer und längere Phasen, in denen nicht produziert wurde. Überrascht war ich dann doch, als zwei Monate nach meinem Serientod das Ende verkündet wurde.

Luger, 1943 in Thüringen geboren, besuchte nach einer Ausbildung zum Chemielaboranten eine Schauspielschule. Ab 1969 spielte er mehrere Jahre am Stadttheater Lübeck und ab Mitte der 70er Jahre im Ruhrgebiet. In der ARD-Serie "Lindenstraße" gab er in insgesamt 1685 Folgen den Familienvater Hans Beimer (Foto: zu Beginn 1985 mit seiner Serienfamilie). Auch in Serien wie "Unser Lehrer Doktor Specht" war er zu sehen. Luger ist verheiratet, hat zwei Söhne aus zwei Beziehungen und lebt in Bochum und Berlin.
In den Anfangsjahren machte die "Lindenstraße" noch Furore, als sie gesellschaftliche und politische Themen aufgriff, wie etwa die ersten homosexuellen Küsse in einer Vorabendserie oder das Auseinanderbrechen der Familie Beimer.
Die "Lindenstraße" hatte über viele Jahre mit ihren Themen ein Alleinstellungsmerkmal, bis irgendwann andere Serien solche Dinge ebenfalls aufgriffen. Aktuelle Themen wurden in die Handlung zwar immer wieder eingebaut, doch Moscheebau und Flüchtlingsdramen sind keine großen Aufreger mehr. Und zunehmend verändert sich auch das Verhalten besonders der jüngeren Zuschauer, die mit Netflix und Co. ein ganz anderes Serienerlebnis suchen.
Sie waren zuvor ein Theaterschauspieler mit wenig TV-Erfahrung. Ein komisches Gefühl, durch die Serienrolle plötzlich überall erkannt zu werden?
Das war für eine Weile aufregend, hin und wieder auch mal lästig, ständig mit meinem Rollennamen angesprochen zu werden. Auch wenn Hans Beimer nun begraben ist, die Menschen werden mich sicher noch lange damit verbinden. Dafür habe ich diese Figur einfach zu lange verkörpert.
Fühlen Sie sich abgestempelt?
Das passierte schneller, als ich dachte. Schon kurz nach dem "Lindenstraßen"-Start blieben andere Aufträge aus. Ich hatte zwar noch eine Rolle im "Tatort" und kleinere Auftritte in Serienepisoden, aber es wurde bald weniger. Man steckt schnell in einer Schublade, aus der man nicht so leicht wieder rauskommt. Umso glücklicher war ich, dass ich zwischendurch immer wieder auf der Theaterbühne stehen konnte.
Heute spielen Sie ausschließlich Theater. Zum Fernsehen zieht es Sie nicht zurück?
Bisher vermisse ich das überhaupt nicht. Theater zu spielen macht mir nach wie vor großen Spaß, zumal ich auch endlich wieder meine komische Seite zeigen kann, die nach all den Jahren des problembeladenen Hans Beimer etwas in Vergessenheit geraten war.
Sie sind passionierter Segler, fuhren mal mit dem Motorrad durch den Himalaja. Haben Sie nun Zeit für neue Abenteuer?
In den vergangenen Monaten habe ich fast durchweg Theater gespielt. Da reichte es gerade mal für drei Wochen Italien-Urlaub. Im nächsten Jahr klappt es hoffentlich mit einer mehrwöchigen Segeltour, und irgendwann will ich auch noch mal mit dem Motorrad durch die Karpaten.