Kritik zu "Günther Jauch" Burkas für Betrunkene

  • von Mark Stöhr
Darauf erst einmal einen Schnaps: Günther Jauch diskutierte mit Abstinenzlern und Gelegenheitstrinkern über die "Trinker-Republik" Deutschland. Die Nüchternheit der Runde sprengte ein Journalist, dem sein verkaterter Zustand nicht nur einmal zum Verhängnis wurde.

Was passiert beim Empfang der altehrwürdigen "FAZ" auf der Frankfurter Buchmesse? Es wird geraucht und gesoffen. Es wird sogar extra viel geraucht und gesoffen, wenn man Peter Richter glauben darf. Er ist Feuilletonredakteur beim Sonntagsableger des Blattes. Bei diesem Empfang, so Richter, kämen die "intelligentesten Leute" zusammen, also Leute wie er, und philosophierten über Gott und die Welt in "gehobener Laune". Im Grunde ginge es dort nicht anders zu als beim "Gastmahl" von Platon, sagte Richter und erwähnte bei dieser Gelegenheit, dass er ein alter Lateiner sei. Interessant in diesem Zusammenhang: Platon war Grieche. Es sollte nicht Richters einzige Schlagseite bleiben in dieser Diskussion über die "Volkskrankheit Alkohol".

Der junge Journalist war mit einem "behaglichen Kater" aus Frankfurt angereist. Er schmatzte diese Information genüsslich in die Runde, als habe er gerade von einem extrem seltenen Cognac gekostet. Richter wusste, dass er als Provokateur gebucht worden war und wollte seine Gastgeber nicht enttäuschen. Sein Credo, das man auch in seinem Buch "Über das Trinken" nachlesen kann: Ab und zu mal so richtig einen verlöten, sei Teil unserer Kultur, ja geradezu der Urtropfen der Zivilisation, wie wir sie kennen. "Der Alkohol ist die einzige legale Droge, die uns noch geblieben ist", verkündete er melodramatisch, als wolle er eine vom Aussterben bedrohte Art retten: die Trinker. Seine Mitdiskutanten verzogen die Gesichter wie nach einem fiesen Kräuterschnaps. Recht auf Rausch? Nicht mit Jauch und seinem Abstinenzler-Club.

"Ich habe den Rausch geliebt"

Der CDU-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff ist neu unter den Nicht-Trinkern. Im Juli rammte er nach einem Volksfest mit zwei Promille im Blut einen anderen Wagen und beging Fahrerflucht. Wenig später outete er sich als Alkoholiker und begab sich in der Sommerpause in eine Entzugsklinik. Sein Schritt wurde damals schon als mutiger Tabubruch gefeiert. Bei Jauch durfte Schockenhoff weiter an seiner Rehabilitierung arbeiten. Ganz gerührt von sich selbst, erzählte er, dass er endlich ehrlich sich selbst gegenüber sein wollte. Dass er vergeblich alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um den Vorfall im Juli noch umzubiegen, und irgendwann einfach gar keinen anderen Ausweg mehr wusste als die Flucht nach vorne, erzählte er nicht. Auch Jauch nicht. Beherztes Nachfassen ist des Moderators Sache nicht. Schade.

Der andere trockene Alkoholiker in der Runde kam ohne die Schockenhoffsche Saulus-Paulus-Salbaderei ("Ich habe den Rausch nicht geliebt") aus. Rüdiger-Rolf Salloch-Vogel führte 30 Jahre lang ein Doppelleben als Suchtexperte, der sich regelmäßig selber abschoss. Er bekannte sich zu den sieben Prozent der Bevölkerung, die mit Alkohol einfach nicht umgehen können. Kontrolliertes Trinken sei für Leute wie ihn eine Illusion. Der einzige Weg sei absolute Abstinenz. Mit dieser schlichten Erkenntnis hebelte er im Vorbeigehen die Gesprächshypothese der Sendung aus, in der marktschreierisch von einer "Trinker-Republik" die Rede war. Denn das eigentliche Problem liegt woanders. Salloch-Vogel nannte es "das soziale Lernen" oder: Saufen als Jugendsport.

Jugendliche trinken weniger, aber härter

Jugendliche, wusste Bernd Siggelkow, ein Pastor und der Leiter des Jugendhilfswerks "Die Arche e.V.", zu berichten, trinken heutzutage zwar weniger als früher, dafür umso härter. Bei YouTube gäbe es unzählige Videos von Trink- und Kotz-Eskapaden, die dort mit großem Stolz eingestellt würden. Sein überraschender Befund: Gymnasiasten würden mehr trinken als Hauptschüler, häufig Wodka mit süßem Brausepulver. Die Schäden, die Alkohol gerade im Hirn eines Pubertierenden anrichten könne, seien enorm. Siggelkows Forderung: ein viel strengeres Alkoholverbot als bisher.

Das weckte wieder Peter Richter auf, den Kampftrinker von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dem machte sein Kater offensichtlich doch mehr zu schaffen als gedacht. Er befürchtete das "völlige Verschwinden der Trunkenheit aus dem öffentlichen Raum". Als wäre diese Angst nicht schon schräg genug, fand er für die Verbannung ein noch schrägeres Bild: Das wäre, als würde man Frauen in Burkas stecken. Das immerhin wäre ein interessanter Kleidervorschlag für das nächste Saufgelage bei der "FAZ".

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