Markus Kavka im Zweiten ZDF fischt Jugend aus dem Netz

  • von Katharina Miklis
Fürs Teenie-Fernsehen schien er stets etwas zu alt. Dieses Problem hat MTV-Moderator Markus Kavka bei seinem neuen Arbeitgeber nicht mehr. Für das Zweite soll der 41-Jährige nun die Zielgruppe verjüngen. Hätte klappen können. Doch leider ist das ZDF nicht mutig genug.

Maybritt Illner tut es schon seit Anfang des Jahres. Mit einem eigenen Kanal auf Youtube versucht die ZDF-Moderatorin, das jugendliche Publikum über das Internet in die Öffentlich-Rechtlichen zu ziehen. Mit mäßigem Erfolg. Seit dem Start vor drei Monaten gab es nur 224.000 Abrufe. Jetzt soll es einer versuchen, der es doch wissen muss: Markus Kavka, 41, MTV-Moderator, DJ, Berufsjugendlicher. Scheinbar prädestiniert für diesen Job. Wenn es doch so einfach wäre.

Roche, Kuttner und jetzt Kavka

Dass es nicht damit getan ist, einen jungen Moderator vom Teenie-Fernsehen ins Öffentlich-Rechtliche zu holen, das weiß mittlerweile auch das ZDF. Charlotte Roches Sendung "Charlotte Roche unter..." brachte nicht den großen Erfolg. Auch nicht Sarah Kuttners "Kleinanzeigen". Deswegen stapelt man bei Markus Kavka von Beginn an betont tief. Auffällig unauffällig darf er sich ab heute mit einem neuen Format ausprobieren. Ohne Druck. Ohne große Erwartungen. Ohne großes Risiko. Auf einem Spartenkanal des ZDF.

Der Sender vollzieht seine digitale Verjüngungskur nicht nur im Internet, sondern nutzt auch die digitalen Kanäle, um junge Formate zu testen. Im ZDF Infokanal und im Internet auf www.zdf.de ist Kavkas Pilot heute Abend zu sehen. Über den Instant Messenger Skype und per Webcam kann man sich live auf den Bildschirm schalten lassen und seine Meinung sagen. Gesendet wird live aus dem Kreuzberger Club "Watergate" in Berlin. Weder das ZDF noch Kavka selbst wollen daraus eine große Sache machen. Man will sich erstmal etwas ausprobieren, heißt es aus Mainz. Wenn die Sendung ein positives Echo findet, soll sie ab Herbst in Serie gehen.

Viel entspannter als die Privaten

Zunächst ist nur die heutige Sendung mit dem Thema "Arbeit ist das ganze Leben?" geplant. Mal schauen, wer das sehen will. Dass das nicht besonders viele sein werden, davon geht man beim ZDF erstmal aus. Erst seit Anfang des Jahres werden digitale Spartenkanäle wie ZDF Info von der GfK erfasst. Die Sendungen liegen seitdem zwischen 0,1 und 0,3 Prozent Marktanteil, so ein Sprecher der ZDF-Pressestelle. Von der Quote wird man den Erfolg von "Kavka" also nicht abhängig machen können. Der neue Moderator findet das herrlich entspannt: "Man macht in aller Ruhe einen Piloten und nicht gleich eine Sendung, die dann nach zwei Wochen wieder verschwindet, wenn die Quoten nicht stimmen", erzählte er dem Medienmagazin Dwdl.

Markus Kavka, der sich selbst als Peter Kloeppel 2.0. bezeichnet und dessen Sendungen bei MTV weggespart wurden, durfte schon zur Hessen-Wahl die "Wahl im Web" für das ZDF im Spartenkanal moderieren. In der neuen Gesellschaftssendung soll es allerdings nicht ausschließlich um Politik gehen. Popolitics heißt der Untertitel der neuen Sendung.

"Kavka" soll ein Magazin für junge Erwachsene werden. Die Generation zwischen 25 und 45. Für die, die zu alt sind für Viva. Und eigentlich zu jung für die Öffentlich-Rechtlichen. Daran sind schon viele gescheitert. Jetzt versucht es ein weiteres Versuchskaninchen des Musikfernsehens, das eigentlich schon ein alter Hase ist. Das ZDF stellt sich die Zuschauer der neuen Gesellschaftssendung so vor: "Sie wählen CSU und lesen taz. Sie kaufen CDs und laden illegal Musik runter". Also ein bisschen alles und nichts. Das ZDF weiß, was es will: Hauptsache nicht ganz so alt.

"Kavka", Dienstag, 21 Uhr, ZDF Infokanal und im Internet unter www.zdf.de

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