Martin Walser "Es gab Peinlichkeiten um Peinlichkeiten"

Schon oft wurden Bücher von Martin Walser verfilmt, nun zeigt das ZDF die Verfilmung von Walsers Roman "Ohne einander". Im stern.de-Interview spricht der Schriftsteller über Peinlichkeiten und den eigenen rechtzeitigen Tod.

Herr Walser, das ZDF hat Ihren Roman "Ohne einander" verfilmt, der von den erotisch neurotischen Beziehungen eines Ehepaars zu seinen Seitensprüngen erzählt. In den Hauptrollen: Jürgen Prochnow und Ihre Tochter Fransziska Walser. Zufrieden?

Wenn ich früher über Verfilmungen meiner Bücher gesprochen habe, musste ich auch mal unehrlich sein - es gab Peinlichkeiten um Peinlichkeiten. Jetzt darf ich mich endlich einmal freuen. Die Zeit der schlechten Verfilmungen meiner Bücher scheint vorbei zu sein. Und was Franziska angeht: Der größte Unterschied zwischen meiner Tochter und der Hauptfigur Ellen ist der Name.

Ein Film verknappt, rafft, verdichtet. Sie pochen nicht auf Werktreue?

Filme sind doch eigenständige Kunstwerke. Der Drehbuchautor und der Regisseur haben das Kartenspiel ganz anders gemischt, mit kühnen Schnitten, kühnen Fügungen. Die benutzen mich als Steinbruch - das ist doch besser, als an einem Roman entlang zu filmen.

Ein willkommenes Geschenk zu ihrem 80. Geburtstag am 24. März.

Das ist der einzige kleine Schatten bei diesem wunderbaren Film: Dass er gemacht wurde zu diesem komischen Geburtstag. Wofür soll ich geehrt werden? Dafür, dass ich nicht rechtzeitig gestorben bin?

Interview: Alexander Kühn

Das ZDF zeigt "Ohne einander" am Montag, den 19. März, um 20.15 Uhr.

PRODUKTE & TIPPS