Im Zuge interner Ermittlungen sei herausgekommen, dass Heinze ein Drehbuch, das sie 2007 unter dem Pseudonym Marie Funder der vom NDR beauftragten Produktionsfirma Allmedia verkauft hatte, später mit geringfügigen Änderungen an die Produktionsfirma Network Movie veräußerte. Das teilte der NDR am Freitag mit. Der NDR-Film "Dienstage mit Antoine" ist nie gedreht worden. Die zwei Versionen ein und desselben Stoffes wurden praktisch zeitgleich an die zwei betroffenen Produktionsfirmen verkauft.
Die Hamburg-Geschäftsführerin von Network Movie, Jutta Lieck-Klenke, bestätigte der dpa, das Drehbuch von Heinze unter dem Titel "Dienstage mit Marie" eingekauft zu haben. Darüber hinaus sei mit dem Manuskript, das von Heinze unter ihrem echten Namen eingereicht worden sei, noch nichts geschehen. Vorbereitungen für eine Verfilmung habe es noch nicht geben. Network Movie werde jetzt Strafanzeige gegen Heinze stellen.
Marmor: "Eine herbe menschliche Enttäuschung"
Der NDR hatte der 60-jährigen Heinze in dieser Woche fristlos gekündigt, weil sie unter Pseudonym mehrere Drehbücher an den Sender verkauft hatte. Als NDR-Mitarbeiterin war es ihr erlaubt, pro Jahr einen Stoff aus eigener Feder beizusteuern. Dafür stand ihr das halbe Honorar zu. Tatsächlich hatte Heinze aber bei den Drehbüchern unter falschen Namen die volle Gage kassiert. Der Schaden wurde nach Medienberichten bislang auf 47.000 Euro beziffert.
Über diese neue Erkenntnis sowie über den Fortgang im Fall Heinze insgesamt informierte NDR-Intendant Lutz Marmor den Verwaltungsrat des Senders auf seiner Sitzung an diesem Freitag. "Es ist schon sehr bitter, dass die engagierte und professionelle Arbeit der NDR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für ihr Publikum durch die schweren Verfehlungen der früheren Fernsehfilmchefin überschattet wird", sagte Marmor. "Dieser Fall ist auch eine herbe menschliche Enttäuschung. Wir werden weiterhin intensiv an der Aufklärung arbeiten und dabei auch selbstkritisch prüfen, ob gegebenenfalls unsere bisherigen Regeln ergänzt werden müssen."