Halten wir fest: Bilderrätsel ist nicht die Stärke von Michael Wendler. Als ein geköpftes Ei eingeblendet wurde, tippte er nervös auf dem Buzzer rum, bis ihm der erlösende Einfall kam: "Eierloch". Geil. Vor allem geil daneben. Gesucht war "Weichei". Nicht so superglücklich war auch seine Antwort in dem Partnerspiel "Ich kenn dich, Schatzi". Was denn Laura zum Schlafen tragen würde. Wendler: "Wasser mit Sprudel." Alle dachten: Shit, Schlaganfall mit 47. Aber der Wendler hatte "tragen" im Sinne von "schleppen" verstanden. Die ersten im Publikum schüttelten sich vor Lachen. Der Marktwert von Michael Wendler brach augenblicklich um die Hälfte ein.
Dass der Sänger im ungleichen Duell mit Oliver Pocher untergehen würde, war klar. Die Frage war nur, wie schlimm es für ihn ausgehen würde. Wendler kann Schlager, aber keine Schlagfertigkeit. In seiner Playback-Welt ist live nicht vorgesehen. Verzweifelt klammerte er sich an Versatzstücke aus seinem Game. Breitbeinig dastehen wie ein Cowboy, was irgendwann nach Hexenschuss aussah. Bei jeder Gelegenheit in die Kamera zwinkern, was alle Kriterien einer Nervenkrankheit erfüllte. Nach spätestens einer Stunde verlor der Wendler die Kontrolle über die Show. Ausgepowert und entnervt duckte er sich nur noch vor den Punchlines von Pocher weg und machte einen richtig dicken, fetten Fehler.
Wendlers iGate
Schwer zu sagen, was bescheuerter ist: Sich vor einem Millionenpublikum ein T-Shirt überzuziehen, auf dem "Ich bin hier das Orginal" stand. "Orginal" ohne "i", Pocher konnte sein Glück kaum fassen. Oder sich in der Werbepause - wahrscheinlich zusammen mit seinem alarmierten Manager - die abwegigste Begründung aller Zeiten auszudenken. Sein neues, im Mai erscheinendes Album, fantasierte Wendler im freien Fall, trage den Titel "Fang das I". Was für ein Kracher! Die Leute wurden reihenweise mit geplatzten Zwerchfellen aus dem Studio getragen. Pocher war stinksauer, weil der Gag nicht von ihm war.

Das iGate wird an dem gelernten Speditionskaufmann aus Dinslaken hängenbleiben. Und er wird bis zum Ende des Internets von einem ikonischen Bild verfolgt werden - wie sein Bruder in der Blamage, Boris Becker, der sich nach seinem Beef mit Pocher plötzlich mit zwei links und rechts vom Kopf baumelnden Fliegenklatschen als bankrotter Meister Lampe auf der Bühne wiederfand. Bei Wendler waren es 19 ins Gesicht getackerte Wäscheklammern. Das sah sehr, sehr traurig aus. Beim Finalspiel wurde er schließlich bis zum Hals in einer Tonne mit Eiswasser versenkt. Ohne Neoprenanzug. Der Winter seiner Karriere ist endgültig angebrochen.
Sehen Sie im Video: Oliver Pocher nimmt Kampfansage vom Wendler an

Der Beef ist beendet, es lebe der Beef
Und Oliver Pocher? Tat das, was er kann: sich auf Kosten anderer lustig machen. Sein Geschäftsmodell ist seit jeher die Gehässigkeit, sein Humor basiert ausschließlich auf Häme. Für ihn war der Abend ein Heimspiel. Pausenlos stichelte er wegen Lauras Alter und machte Witze über Wendlers Schulden. Nichts, was man in den vergangenen Wochen nicht schon tausendmal gelesen und gehört hätte. Pocher produziert ja nichts aus sich heraus, er sampelt nur.
Mit fortschreitender Show riss er immer stärker die Moderation an sich. Ob denn das ominöse "Dick Pic", das durch Twitter geisterte, nun echt gewesen sei oder nicht. Wendler: "Oben ja, unten nicht." Pocher: "Der untere Teil war ich." Höhöhö. Ob Laura den Pick-up-Truck wirklich selbst gekauft hätte oder ob es sich um ein Werbegeschenk gehandelt habe. Laura: "Selbst gekauft." Wendler: "Das war das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe."
Am Ende dieser surrealen Trash-Messe, die die Sinnlosigkeiten der sozialen Medien ins lineare Fernsehen verlängerte, musste Michael Wendler, der Verlierer, seinem Kontrahenten in einem vorgefertigten Text die Ehre erweisen. Der Beef ist damit beendet. Man darf gespannt sein, wann Oliver Pocher den nächsten vom Zaun bricht. Er muss seine mittlerweile 1,1 Millionen Instagram-Follower ja irgendwie bei Laune halten.