Die Dortmunder "Tatort"-Folge "Schwerelos" spielte in einer Clique von Base-Jumpern. Um an Informationen zu gelangen, ermittelten die Kommissare Kossik und Dalay in dem Freundeskreis, ohne sich als Polizisten zu erkennen zu geben. Dürfen die das? Und als Täter stellte sich ein neunjähriger Junge heraus: Er manipulierte den Fallschirm seines Vaters, sodass sich der nicht öffnete. Um ihn vor Strafverfolgung zu schützen, entsorgt Peter Faber (Jörg Hartmann) am Schluss die Schere, die der Junge benutzt hat. Doch wäre das überhaupt nötig gewesen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Sonntagskrimi.
Welche Strafe droht einem Neunjährigen, der den Tod seines Vaters zu verantworten hat?
Da man erst mit 14 Jahren strafmündig ist, hätte der kleine Mats in diesem Fall nichts zu befürchten gehabt. Dass Faber die Tatwaffe hat verschwinden lassen, wäre gar nicht nötig gewesen. Möglicherweise könnte man in einem solchen Fall aber die Mutter belangen, sofern eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt, sagt Richard Thiess, bis 2014 stellvertretender Leiter des Mordkommissariats in München. In einem solchen Fall sei es auch üblich, dass die ermittelnde Behörde das Jugendamt informiert, das gegebenenfalls eine psychotherapeutische Behandlung für den straftätig gewordenen Jugendlichen anordnet.
Gibt es eine Ausweispflicht für Ermittler?
Im Dortmunder "Tatort" hören sich die Ermittler Daniel Kossik und Nora Dalay im Kreis der Base-Jumper um, ohne sich dabei als Polizisten zu erkennen zu geben. Daraufhin bekommen sie einen Anschiss von ihrer Chefin Martina Bönisch mit Verweis auf polizeiliche Ausweispflicht. Die gibt es zwar tatsächlich, doch in dem konkreten Fall haben sich die Ermittler korrekt verhalten. Ein Polizist muss sich nicht automatisch zu erkennen geben, wenn er recherchiert. Es sei durchaus möglich, sich in einer Gruppe von Personen umzuhören, ohne sich direkt als Polizeibeamter auszuweisen, sofern gerade kein konkreter Tatverdacht gegen eine Person in der Gruppe vorliegt. Sobald gegen eine Person ein konkreter Tatverdacht besteht und man gegen sie eine Ermittlungshandlung vornimmt, zum Beispiel eine Durchsuchung, eine Sicherstellung, eine Vernehmung, muss man sich als Polizist zu erkennen geben und die Person als Beschuldigten über seine Rechte belehren, sagt Richard Thiess.
Was ist Base-Jumping?
Hierbei handelt es sich um eine besondere Form von Fallschirmspringen, bei dem der Absprung nicht vom Flugzeug aus erfolgt, sondern von fest stehenden Objekten. Base steht für B: building (Gebäude) A: antenna (Sendemast) S: span (Brücke) und E: earth (Erde, Klippen, Felsen). Im Gegensatz zum klassischen Fallschirmspringen trägt der Base-Jumper häufig keinen Reservefallschirm, da dieser aufgrund der geringen Sprunghöhe sich nicht rechtzeitig öffnet. Das dürfte einer der Gründe dafür sein, weshalb Base-Jumping deutlich gefährlicher ist als Fallschirmspringen. Seit 1981 sind 251 Menschen dabei ums Leben gekommen.
Ist das überhaupt legal?
In Deutschland ist das Objektspringen erlaubt, wenn die Eigentümer von Absprungort und Landefläche ihr schriftliches Einverständnis geben. Die Ausrüstung muss zudem den deutschen Zulassungsbestimmungen entsprechen. Zudem gilt das Regelwerk des Vereins Deutscher Objektspringer.