- 2 von 5 Punkten
- Verstörender Film über Traumabewältigung unter dem Deckmantel der Kunst
Worum geht's?
Der Schönheitschirurg Beat Gessner (Imanuel Humm) findet in einer verlassenen Fabrikhalle die entstellte Leiche seines Sohnes Max (Vincent Furrer). Dessen Körper ist wie ein Kokon in Nylon gehüllt und an einem Haken aufgehängt. Gegenüber den Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) gibt Gessner an, seit Jahren keinen Kontakt zu seinem Sohn gehabt zu haben. Stattdessen lebte der in einer sektenähnlichen Künstlerkommune, angeführt von einer Frau namens Kyomi (Sarah Hostettler). Sie nennt ihre Anhänger "Objekte", die ihre Schmerzen nach außen tragen sollen – veranschaulicht durch Tattoos auf dem Gesicht und der Hornhaut der Augen. Grandjean und Ott müssen sich mit der bizarren Welt der Künstlerin beschäftigen, um den Tod von Max Gessner aufzuklären.
Warum lohnt sich dieser "Tatort"?
Es gibt wenige Lichtblicke in diesem dritten Fall der Zürcher Ermittlerinnen Grandjean und Ott. Was positiv hervorzuheben ist, sind die Architektur- und Landschaftsaufnahmen: Romantische Gassen in der Zürcher Altstadt, idyllische Aufnahmen vom Zürichsee, eine Verfolgungsjagd im Parkhaus. Und der Zuschauer erfährt einiges über die Vergangenheit von Tessa Ott, das gibt der Ermittlerin mehr Profil.
Was stört?
Die Stimmung ist vom Anfang bis zum Ende düster. Es geht los mit schwer traumatisierten Jugendlichen, die von Misshandlungen berichten und ihre Gesichter bis zur Unkenntlichkeit verändern. Allein der Anblick der Leiche von Max Gessner dürfte einige Zuschauerinnen und Zuschauer abstoßen. Wer danach nicht ausschaltet, dem sei gesagt: Es wird nicht besser. Missbrauch, Leichenschändung, Suizidversuche, kaputte Familien: Dieser "Tatort" will provozieren und spart dabei kein schweres Thema aus.
Die Kommissarinnen?
Als Kolleginnen harmonieren Grandjean und Ott noch nicht perfekt, zu unterschiedlich sind ihre Charaktere: Die Eine pflichtbewusste Polizistin, die Andere unangepasste Rebellin, die ein Problem mit Waffen hat. Genau das ist immer wieder Thema zwischen den beiden. Auch beim Umgang mit der verdächtigen Kyomi sind die Ermittlerinnen verschiedener Meinungen. Während Ott eine gewisse Faszination für die Arbeiten der Künstlerin verspürt, sieht es Grandjean nüchterner. "Wir haben es mit einer Verrückten zu tun, die junge Leute verstümmelt und es als Kunst verkauft", sagt sie in einer Szene.

Ein- oder ausschalten?
In einer Zeit, wo grauenvolle Bilder des Ukraine-Krieges den Alltag bestimmen, taugt dieser Krimi nicht zur Ablenkung. Wer einschaltet, braucht ein dickes Fell.
Die Kommissarinnen Grandjean und Ott ermittelten bisher in diesen Fällen: