- 5 von 5 Punkten
- Ein weiterer brillanter Murot-"Tatort", der die Grenzen zwischen Traum und Realität auslotet
Worum geht's in diesem "Tatort"?
Weil sie den Sorgerechts-Prozess zu verlieren droht, entführt Eva Hütter (Nadine Dubois) kurzerhand ihren fünfjährigen Sohn Benjamin aus dem Gerichtssaal und flieht in eine abgelegene Waldhütte in den Taunus. Um ein paar Lebensmittel zu besorgen, lässt sie den Jungen kurz allein, dabei verunglückt sie und fällt ins Koma. Als die Suche nach dem Kind erfolglos bleibt, lässt sich Felix Murot (Ulrich Tukur) auf ein Experiment ein. Sein Psychiater Dr. Schneider (Robert Gwisdek) besitzt eine Maschine, die den Zugang zu der eigenen Psyche ermöglicht. Murot lässt sich mit der schlafenden Mutter verbinden, um so den Aufenthaltsort ihres Sohnes zu erfahren. In mehreren abenteuerlichen Reise in die Seele der Frau erfährt der Ermittler allerhand - auch über sich selbst.
Warum lohnt sich der Fall "Murot und der Elefant im Raum"?
Was ist das Wesen der Polizeiarbeit? Darüber entbrennt ein Streit im Kommissariat. Der Staatsanwalt beharrt darauf, dass die Aufklärung in der Realität stattfinde. Murot sieht das ganz anders: "Wir haben noch nie einen Fall in der sogenannten Realität gelöst", behauptet der LKA-Ermittler. "Man muss immer auf die ein oder andere Art in den Kopf der Leute reingehen und gucken, was da los ist."
Wie genau das aussieht, in den Kopf eines anderen Menschen hineinzuspazieren: dafür hat der amerikanische Drehbuchautor Charlie Kaufmann um die Jahrtausendwende mit Werken wie "Vergiss mein nicht!" oder "Being John Malkovich" filmhistorisch bedeutende Beispiele geliefert. Dietrich Brüggemann (Buch und Regie) knüpft an diese Tradition an. Der "Tatort" findet fantastische Bilder zur szenischen Darstellung von seelischen Zuständen, die perfekt in die Rahmenhandlung passen. Gleichzeitig reiht sich Brüggemanns Film ein in den Gesamtzyklus und nimmt Rekurs auf die Vergangenheit des Ermittlers. Er habe einen Tumor gehabt, erzählt Murot in der Seelenwelt, als der entfernt war, sei er erschossen worden. Aber, diese Pointe gilt für den gesamten Film: "Solange man am Ende drüber lachen kann, ist ja alles gut."
Was stört?
Zuschauer, für wie Staatsanwalt Froese nur die Realität gelten lassen, dürften mit Murots Traumreise wenig anfangen können.
Die Kommissare?
Während Murot hier die treibende Kraft hinter dem experimentellen Ermittlungsansatz ist, steht seine Kollegin Magda Wächter (Barbara Philipp) auf der Bremse und misstraut den Methoden des ominösen Psychiaters. Am Ende wird sie Abbitte leisten müssen.
Ein- oder ausschalten?
Wir gehen kein zu großes Risiko ein, wenn wir sagen: Einen besseren "Tatort" werden Sie in diesem Jahr nicht mehr sehen. Schalten Sie unbedingt ein.