Der Zürich-Krimi: Borchert und der Schlüssel zum Mord Tod einer Stalkerin

  • von Hans Czerny
Die Anwälte Dominique Kuster (Ina Paule Klink) und Thomas Borchert (Christian Kohlund) sind auch im 23. Fall seit 2016 ein starkes Team.
Die Anwälte Dominique Kuster (Ina Paule Klink) und Thomas Borchert (Christian Kohlund) sind auch im 23. Fall seit 2016 ein starkes Team.
© Der Zürich-Krimi: Borchert und der Schlüssel zum Mord
Im 23. Zürich-Krimi wird die Ex-Sekretärin und ehemalige Geliebte eines Bauunternehmers tot in einem Schacht aufgefunden. Tags zuvor wurde sie, noch lebend, im Bett des Unternehmers von dessen Verlobter entdeckt.

Im 23. Fall des "Anwalts ohne Lizenz" Thomas Borchert alias Christian Kohlund wird die Leiche der Sekretärin und Ex-Geliebten eines Bauunternehmers in einem tiefen Schacht entdeckt. Tags zuvor wurde die Frau von dessen neuer Verlobter überraschend in seinem Bett entdeckt. Da half es wenig, dass Rick, der Bauunternehmer (Helgi Schmid), der Verlobten hinterherhechelte und sie innigst um Vergebung bat. Einen "Irrtum" will er anmahnen. Schließlich hatte er Hannah (Sophie Pfennigstorf) gerade noch einen Verlobungsring an den Finger gesteckt und ihr die attraktive Baustelle mit der gemeinsamen neuen Wohnung gezeigt.

Starker Tobak, doch nur schlichtere Gemüter mögen glauben, dass hier nichts weiter als eine erotische Verfehlung oder gar seltsames Stalking im Spiele sei. Anwalt Borchert, der stets der Devise folgt, dass jeder Beschuldigte "das Recht auf die bestmögliche Verteidigung" habe, "egal, was er getan oder verschuldet hat", mag nicht an Ricks Schuld glauben. Wer aber konnte Interesse daran haben, Rick den Mord in die Schuhe zu schieben? Könnte nicht auch dessen neu Verlobte aus Eifersucht gehandelt haben?

Alles nimmt eine überraschende Wendung, als sich herausstellt, dass der Bauherr schwer verschuldet ist – verschleppte Insolvenz, geschönte Bilanzen werden ruchbar. Und immerhin hatte Luisa, die Ermordete, alle Einblicke in die Buchhaltung. Gekündigt hatte er ihr schon vor längerer Zeit. Wer aber sind die Typen, die immerzu an Ricks Handy hängen, um hohe Beträge einzufordern? Ist's die Zürcher Mafia oder doch nur Luisa, die Sekretärin und Stalkerin?

"Man verteidigt nicht die Tat, sondern den Mandanten"

Man muss da schon ein Gutmensch wie Borchert sein, um nicht am zwielichtigen Mandanten und der Welt zu verzweifeln. Einer seiner Wahlsprüche lautet: "Man verteidigt nicht die Tat, sondern den Mandanten." Gleich eingangs soll Borcherts Begegnung mit einer Ex-Geliebten, die wohl "schwere Schuld" auf sich geladen hat, die hohe Moral des guten Advokaten demonstrieren. Merke: Jeder kann im Leben einmal fehlen, und selbst Borchert täuscht sich zuweilen in den Menschen.

Roland Suso Richter (Regie) gibt dem verzwickten Whodunit-Puzzle des Drehbuchs von Wolf Jakoby einen angemessen düsteren Touch. Ein paar Vogelperspektiven von der Limmat-Stadt reichen (anders als bei sonstigen Donnerstagskrimis), um Schauplatz-Treue zu suggerieren. Ansonsten bewegen sich die Darsteller in stylishen Räumen vor Jalousie-Lamellen, Glas und weißen Wänden. Da tut es gut, wenn Borchert zwischendurch seinen Rückzugsort, den silbernen Camper im Garten hoch über Zürich aufsucht und sich von Koanwältin Dominique (Ina Paule Klink) seinen "besten Rotwein" zum Happyend servieren lässt.

Die Hauptfrage aller Borchert-Fans und seines melancholischen Baritons ist ohnehin, wie es weitergeht. Der nächste Borchert-Film folgt bereits am 11. Dezember. Es geht um den Anschlag auf eine Synagoge – ein härteres Thema als das etwas verquälte Puzzle dieses Mal. Kohlund, der im August 75 wurde, und der Sender (ARD Degeto) halten sich bedeckt. Die Quoten, regelmäßig um die sechs Millionen, sollten jedenfalls kein Hinderungsgrund für das Weiterwirken des breitschultrig zeitlosen Anwalts sein.

Der Zürich-Krimi: Borchert und der Schlüssel zum Mord – Do. 04.12. – ARD: 20.15 Uhr

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