TV-Kritik "Polizeiruf 110" Magdeburg Wenn blonde Engel Hacker lieben

Ein Supermarkt explodiert, ein Wachmann stibt und 12.000 Handys verschwinden. Die Magdeburger Kommissare Brasch und Drexler jagen diesmal einen Hacker. Und was für einen!

Schon beim "Polizeiruf"-Titel blinkt der Cursor, denn in "Eine mörderische Idee" geht es um Hacker, was wiederum einen schlaueren Titel verdient hätte. Aber immerhin: Der smarte Kommissar Drexler (der für immer Tarantinos Goebbels bleiben wird und eines der interessantesten Gesichter des deutschen Fernsehens hat) sieht gleich, dass die Daten der Videoüberwachung manipuliert wurden. Und seine Kollegin Brasch, die eigentlich lieber barsch heißen sollte (wobei sie trotzdem Charme zeigt), hasst zwar ihr Handy so sehr, dass sie es in die Waschmaschine schmeißt, begreift aber sofort, dass man Zugang zum Computer haben muss, wenn man ihn hacken will. Und so machen sich Drexler und Brasch auf, die Leitungen zwischen der Bombe im Supermarkt, dem toten Wachmann am Hafen und 12.000 gestohlenen Smartphones im Wert von drei Millionen Euro zu untersuchen, die am Ende sogar in die Überwachungskameras des eigenen Büros führen.

"Eine mörderische Idee" kommt anfangs ein bisschen hipstermäßig daher - von wegen Hacker und App-Entwickler und blonder Engel, der lieber mit dem iPad spielt, als in Braschs harte Augen zu blicken -, aber gleichzeitig bewahrt dieser Sonntagabendkrimi eine angenehme Bodennähe. Es ist Fernsehen, und das ist gut so. Nichts, was einen bis in die Albträume verfolgen wird. Weit genug weg, um zu unterhalten, nah genug dran, um ein bisschen zu packen.

"Ich arbeite jetzt bei der Bahn"

Nachdem ein bisschen im Trüben gestochert wird - Hauptverdächtige sind ein deutsch-nationaler Althippie gegen Genmais, ein untreuer, rachsüchtiger Spediteur und ein Professor, der mit Studentinnen schläft -, ist es der Hacker im Polizeidienst (die Klischeenummer: ein Asiate), der die coolen Ermittler noch viel cooler aussehen lässt, der die nötigen Beweise auf dem Server findet und der am Ende sogar Drexler rettet.

Immer wieder lustig sind die Hinweise auf den Datenschutz, den man stets beachten muss oder auch die Umgehung von Schleichwerbung durch subtile Wortschöpfungen wie "Riva" für eine Supermarktkette oder "Websnoop" für die Suchmaschine. Einen besonderen, unfreiwilligen Lacher erntet ein Verdächtiger, der bei der Vernehmung brüllt: "Ich arbeite jetzt bei der Bahn, das ist sowieso spannender."

Wenn am Ende der irre Hacker, der offensichtlich kein spannenderes Motiv als Gier vorzuweisen hat, damit droht, Drexler spektakulär zu töten, indem er ihm computergesteuert die Luft ausgehen lässt, kommt noch mal Spannung auf, die sich dann jedoch sofort in der großen Entspannung auflösen darf. Auf eine geruhsame Nacht!

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