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Erste Inderin zieht sich für "Playboy" aus Sherlyn Chopra, die nackte Revolutionärin

Sie lässt sich als erste Inderin nackt für den "Playboy" fotografieren: Sherlyn Chopra provoziert mit den Aufnahmen einen Skandal, wird angefeindet - und sieht das als persönlichen Erfolg an.
Von Verena Kuhlmann

Ihr ganzer Körper ist mit roter, blauer und grüner Farbe beschmiert. Sie ist nackt, der Schmuck an ihrem Leib ziert mehr, als er verbirgt. Den selbstbewussten Blick richtet sie direkt in die Kamera. So wird Sherlyn Chopra auf den Fotos im "Playboy" zu sehen sein, und das ist eine Sensation: Die 28-Jährige aus Hyderabad, der viertgrößten Stadt auf dem Subkontinent, ist die erste Inderin, die sich nackt für das berühmte Hochglanzmagazin fotografieren lässt.

Hugh Hefner, der alternde "Playboy"-Chef, hat sich den Coup nicht entgehen lassen und seiner enormen Bunny-Sammlung eine Frau aus Indien hinzugefügt. Als Chopra sich ihm als Titelmodell angebietet, überlegt der 86-Jährige Erotik-Manager nicht lange. Chopra, in ihrem Heimatland vor allem bekannt durch Nebenrollen in Bollywood-Streifen, ist fest entschlossen, ihre weiblichen Reize nicht unterm Sari zu verstecken. Und Hefner, der Vollprofi, wittert da natürlich sofort einen lukrativen Skandal.

Die "Schande Indiens"

In Indien ist das mit der Nacktheit nicht so einfach. Die sexuelle Revolution hat es hier nie gegeben, Züchtigkeit ist ein Wert. Erotikmagazine wie der "Playboy" werden zensiert, ein freier Zugriff über das Internet auf dessen Seiten ist ausgeschlossen. Entsprechend sind die Reaktionen auf die Freizügigkeit Chopras, obwohl die Fotos noch gar nicht veröffentlicht sind: Von der "Schande Indiens" ist in Zeitungen zu lesen, im Internet wird sie als "widerlich" beschimpft.

"Nacktheit ist in Ländern wie Indien immer noch ein Tabu", sagt Daniel Neff vom Hamburger Institut für Asien-Studien zu stern.de. "Das liegt vor allem an der stark patriachalischen Gesellschaft, der mangelnden sexuellen Aufklärung, vorherrschender Doppelmoral und den strengen Sittenwächtern."

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Zerrissenheit des Landes: Die einen feiern Chopra als große Heldin, die aus den alten Richtlinien ausbricht und ein Zeichen setzt für ein moderneres Indien. Anderen geht ihre Zeigefreudigkeit zu weit: "Wenn Sie es als Erfolg betrachten, als erste indische Frau für den 'Playboy' zu posieren, sollten Sie Ihre Maßstäbe überprüfen", schimpfen Moralisten via Twitter. Und nicht wenige halten die ganze Aktion für eine PR-Strategie: Der "Playboy" als bewährtes Sprungbrett auf dem Weg nach Hollywood.

Sie genießt ihre Vorreiterrolle

Chopra selbst sagt, die Fotos seien für sie ein Ausbruch aus ihrer strengen Erziehung: "Jahrelang wurde mir gesagt, was ich tun und lassen soll", so die schöne Schauspielerin. "Deshalb konnte ich die Möglichkeit nicht ausschlagen, nackt für das Magazin zu posieren." Ein Kind von Traurigkeit ist sie aber auch vorher nicht gewesen: Chopra posierte bereits für Erotikfotos - nur entblößt war sie noch nicht zu sehen.

Obwohl, oder gerade weil sie in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, die Probleme im Umgang mit der Nacktheit hat, erklärt Chopra öffentlich, dass sie sich nackt am wohlsten fühle. Und das zeigt sie nun der ganzen Welt. Ähnlich begründete letztes Jahr auch die Deutsch-Türkin Sila Sahin ihre Entscheidung, sich für den "Playboy" auszuziehen. Die 27-jährige Soap-Darstellerin erntete in der Öffentlichkeit einen ähnlichen Proteststurm, sogar ihre Familie stellte sich gegen sie.

Ihre Mutter weiß noch nichts

Chopra ist stolz auf ihren ersten Schritt im Kampf gegen die Konventionen ihres Heimatlandes. Sie genießt ihre Vorreiterrolle: "Diese Leistung kann mir niemand mehr nehmen." Auf der Playboy Mansion hatte sie viel Spaß. "Ich habe beschlossen, Hugh Hefner zu meinem Vorbild zu machen. Er lebt sein Leben nach eigenen Ansichten und Bedingungen. Genau das tue ich auch."

Aller zur Schau getragenen Überzeugung zum Trotz: Ihrer Mutter hat Chopra noch nichts von den Fotos erzählt. "Aber ich werde ihr sagen, dass sie mich so akzeptieren muss, wie ich bin", erklärt sie in einem Interview mit "BBC Hindi". Im November, wenn die Ausgabe in den Handel kommt, wird sich zeigen, ob die erste nackte Inderin im "Playboy" wirklich zur großen Revolution taugt. Oder nur zu ihrem persönlichen Fortkommen.

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